In der Lübecker Hafen-Gesellschaft dreht sich das Personal-Karussell. Nun ist Ortwin Harms offiziell als zweiter Chef benannt worden. Und es gibt eine weitere Personalie, die heftig diskutiert wird.

Spannende Entscheidungen: In der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) dreht sich das Personal-Karussell. Eine Doppelspitze führt nun das mehrheitliche städtische Unternehmen. Und: Im Aufsichtsrat gibt es ebenfalls Bewegung. Ein Wechsel steht an. Der ist allerdings umstritten.

Lübecks Hafen mit zwei Chefs

Die LHG-Doppelspitze: Als zweiter Chef ist Ortwin Harms offiziell ernannt worden. Der 62-Jährige tritt zum 1. April seinen Posten an. Er ist für Personal und Tarifverträge sowie Vertrieb und Marketing zuständig.

LHG-Chef Sebastian Jürgens wird Sprecher der Geschäftsführung. Der 57-Jährige ist für Betrieb und Technik sowie Unternehmensentwicklung zuständig. Er ist der am besten bezahlte Manager eines städtischen Unternehmens: 434 000 Euro im Jahr laut dem Bericht der Stadt von 2019. Der Deal: Harms soll die schwierigen Gespräche über Löhne der Hafenarbeiter übernehmen. Jürgens hat damit den Rücken frei, um die LHG wirtschaftlich nach vorne zu bringen.

Das ist die Kritik der Politiker

Harte Kritik kommt von den Unabhängigen. „Es ist nicht erkennbar, welche wirtschaftlichen Problemfelder der LHG durch diese betriebsinterne Maßnahme gelöst werden sollen“, sagt Wolfgang Neskovic. Immerhin sei Harms seit 30 Jahren bei der LHG beschäftigt. Seit 2009 habe er LHG-Chef Jürgens vertreten. Neskovic: „Damit trägt auch er für die Misere der LHG ein erhebliches Maß an Mitverantwortung.“

Unzufrieden sind auch die Grünen. „Ein schwieriges Signal mitten in der Sanierung“, sagt Fraktionschefin Birte Duggen. Denn ein zweiter Geschäftsführer koste Geld. Ihre Kritik richte sich nicht gegen Harms, sondern gegen die Schaffung eines zweiten Postens in der Führungsetage. Duggen: „Wir haben nicht verstanden, warum es eines zweiten LHG-Chefs bedarf.“

(Zweiter GF bei der LHG: Ortwin Harms. Foto: LHG)

Das sagen SPD und CDU

Klar dafür ist indes die Große Koalition. „Mit Harms hat die LHG einen echten Kapitän mit Patent, der die LHG in ruhigeres Fahrwasser lenken kann“, sagt SPD-Fraktionschef Peter Petereit. Peter Reinhardt (SPD): „Harms weiß, wo der Schuh bei den Mitarbeitern tatsächlich drückt.“ Und CDU-Vormann Oliver Prieur: „Ein zweiter LHG-Chef ist in Ordnung.“ Harms sei mit „sicher gut“ auf dem Posten.

Brisante Personalie im Hafen

So positiv die Große Koalition den zweiten LHG-Chef sieht, so kritisch bewertet sie eine zweite Personalie. Es geht dabei um den LHG-Aufsichtsrat. Die Linke will Susanne Kasimir in das Gremium schicken. Denn Doris Willmer von den Linken legt das Amt nieder.

Kasimir arbeitet bei der Stadt. Sie ist seit April 2020 Geschäftsführerin der Nordischen Filmtage. Sie war im Wissenschaftsmanagement tätig. Mehr als zehn Jahre hat sie das Büro der Bürgerschaft geleitet. Kasimir hat kein Parteibuch. Die Bürgerschaft muss über ihre Wahl in den LHG-Aufsichtsrat am 25. März entscheiden.

Wer soll in den Aufsichtsrat?

Die Kritik von CDU und SPD: Susanne Kasimir ist Mitarbeiterin der Stadtverwaltung. Sie würde dann im Aufsichtsrat einer städtischen Gesellschaft sitzen. Indes: Rechtlich ist das möglich.

Aber: „Wir wollen keine städtische Mitarbeiterin in einem Aufsichtsrat einer städtischen Gesellschaft“, sagt Prieur. Sein Argument: Die LHG gehört der Stadt. Gesellschafter ist der Bürgermeister. Als solcher nimmt er an Sitzungen des Aufsichtsrats teilt – und trifft dann auf Kasimir. Innerhalb der Verwaltung ist der Bürgermeister indes Kasimirs Vorgesetzter. Prieur: „Das kann zu komischen Situationen führen.“

Zustimmung von der SPD. „Ich halte das nicht für sinnvoll“, sagt Fraktionschef Petereit. „Ich würde so etwas nicht machen.“ Er hofft, dass die Linke den Vorschlag zurückzieht. Wird die SPD die Wahl Kasimirs ablehnen? Petereit: „Die Möglichkeit besteht.“

Bürgerschaft: Droht ein Affront?

Der Hintergrund: Die Mehrheit der Bürgerschaft entscheidet, wer einen Aufsichtsratsposten bekommt. Und die Mehrheit hat die Große Koalition. Denn SPD und CDU haben die Spielregeln geändert, als sie Anfang 2019 die Koalition geschmiedet hatten. Bis dahin wurden die Aufsichtsräte nach einem komplizierten Zählverfahren unter den Fraktionen verteilt. Nun aber entscheiden SPD und CDU allein über Aufsichtsräte. Die Große Koalition kann die Wahl Kasimirs verhindern. Sie könnte sogar selbst jemanden ins Rennen schicken. Beides wäre ein Affront.
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Was passiert in der Bürgerschaft?

Kopfschütteln bei den Linken. „Das hat es bisher noch nicht gegeben“, sagt Fraktionschefin Katjana Zunft. Sie steht zu Kasimir. „Im Aufsichtsrat geht es nicht um Parteipolitik, sondern um Kompetenz“, so Zunft. Kasimir habe soziale Kompetenzen, eine gute Kommunikationskultur. Zunft hat Kasimir ausgewählt von der Frauen-Liste für Aufsichtsräte. Kasimir selbst versteht die Aufregung auch nicht. „Ich sehe keinen Interessenskonflikt“, sagt Kasimir. Wenn sich ein Sitz im LHG-Aufsichtsrat nicht mit ihrem Beruf bei der Stadtverwaltung vertragen würden, „dann hätte ich gar nicht zugesagt.“

Quelle: LN/Josephine von Zastrow

 

 

Anmerkung der Lübecker Hafenrundschau

Die Aussage von Wolfgang Neskovic (Die Unabhängigen): „Immerhin sei Harms seit 30 Jahren bei der LHG beschäftigt. Seit 2009 habe er LHG-Chef Jürgens vertreten. Neskovic: „Damit trägt auch er für die Misere der LHG ein erhebliches Maß an Mitverantwortung.“ …. ist nicht korrekt.

Ortwin Harms ist 2009 von der Leitung des Nordlandkais in die LHG-Zentrale gewechselt, zuständig für den Bereich Marketing und Vertrieb. Zu diesem Zeitpunkt bestand die LHG-Geschäftsleitung aus der Doppelspitze Heinrich Beckmann und Ulfbenno Krüger. Sebastian Jürgens hat erst am 2. Januar 2014 die Position von Heinrich Beckmann übernommen. Somit kann Ortwin Harms nicht seit 2009, also schon fünf Jahre früher, die Vertretung für Jürgens übernommen haben.

 

Zur Personalie im Aufsichtsrat:

Die Entscheidung über einen Aufsichtsratsposten bei der LHG trifft die Bürgerschaft, innerhalb der Kandidaten der einzelnen Fraktionen. Die Nominierung einer parteilosen Kandidatin durch „Die Linken“, aufgrund einer Frauenliste, bekommt natürlich dadurch einen kleinen Beigeschmack, da es generell nicht üblich ist städtische Mitarbeiter in den Aufsichtsrat eines städtischen Unternehmens  zu heben…..machbar, aber vielleicht nicht die beste Wahl.


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