Gute Nachricht für den Lübecker Hafen: LHG und Gewerkschaft haben sich geeinigt. Aber um den Streik zu vermeiden, muss die Hafengesellschaft den Forderungen der Arbeiter nachgeben.

Mehr Geld, kein Streik: Im Lübecker Hafen gibt es jetzt mehr Lohn. Geeinigt haben sich die Gewerkschaft Verdi und die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG). Gewonnen haben dabei 350 Hafenarbeiter. Ein Streik ist damit abgewehrt worden. Aber dafür muss die LHG viel Geld auf den Tisch legen.

Es gab bereits Krach. Die Hafenarbeiter hatten mit Arbeitskampf gedroht – und sie hätten seit Mittwoch streiken können. Die Friedenspflicht im Hafen endete am 31. Mai. Rückblick: Die LHG-Chefs hatten den Hafenarbeitern im Februar ein Angebot gemacht. Das hatten sie komplett abgelehnt und hohe Forderungen gestellt.

Das sagen Ver.di und LHG

Gute Laune bei Verdi. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Verhandlungsführer Christian Manke. Er gibt zu: „Viele werden ein wenig neidisch auf den Abschluss schauen.“ Aber: Die Hafenarbeiter hätten lange auf Lohn verzichtet. Die letzte Gehaltssteigerung über der Inflationsrate gab es 2015. Sie lief ein Jahr. Es folgten zwei Nullrunden.

Die Hafenarbeiter haben dann drei Jahre auf Lohn verzichtet. Denn die LHG steckt in der Sanierung. „Die Inflationsrate eingerechnet, sind wir immer noch nicht auf dem Gehaltsniveau von vor der Sanierung“, stellt Manke klar. Dennoch: Man sei innerhalb der Friedenspflicht zu einem „tragbaren Ergebnis gekommen“. Manke: „Die Einigung ist ein gutes Signal für den Lübecker Hafen.“

Gedämpfter ist die Stimmung auf der anderen Seite. „In diesen schwierigen Zeiten war es uns wichtig, die Leistungsfähigkeit des Hafens nicht zu gefährden“, sagt LHG-Chef Sebastian Jürgens. Er spricht von „äußerst schwierigen Verhandlungen“.

Das verdienen die Hafenarbeiter

Das neue Gehalt: Die Hafenarbeiter bekommen mehr Lohn. Im ersten Jahr sind das 7,5 Prozent mehr, so Verdi. Gefordert hatte die Gewerkschaft zwölf Prozent. Angeboten hatte die LHG indes zwei Lohnerhöhungen von 1,9 Prozent und 1,5 Prozent. Damit fällt das Ergebnis eindeutig zugunsten der Arbeiter aus.

Im Detail: Es gibt zwei Euro mehr pro Stunde – für Hafenarbeiter und für Umschlagarbeiter. Unterm Strich macht das im Monat 300 bis 350 Euro mehr aus. Im Jahr ist das ein Plus von 4000 bis 4500 Euro. Das hat Verdi ausgerechnet.

„In diesen schwierigen Zeiten war es uns wichtig, die Leistungsfähigkeit des Hafens nicht zu gefährden“, sagt LHG-Chef Sebastian Jürgens.

 

Bei der LHG klingt das so: Ab Juni gibt es 4,8 Prozent mehr, ab März 2023 kommt ein Plus von 2,4 Prozent hinzu und ab September 2023 weitere 2,4 Prozent. Gezahlt wird die Erhöhung ab 1. Juni – und gilt für zwei Jahre. Die Laufzeit des Tarifvertrages endet am 31. Mai 2024.

Wichtig: Bei der LHG gibt es unterschiedliche Tarifverträge für die Mitarbeiter. Bei der LHG direkt sind 600 Mitarbeiter beschäftigt. Davon sind 350 Hafen- und Umschlagsarbeiter. Für diese verhandelt Verdi. Und es gibt 250 Angestellte. Diese werden nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes bezahlt.

Darum wird die LHG saniert

Der Hintergrund: Die LHG steckt immer noch in der Sanierung. Denn das städtische Unternehmen hat über Jahre rote Zahlen geschrieben. Von der Finanzkrise 2008 hat es sich nie richtig erholt. Die Sanierung des Unternehmens startete 2018 und endet dieses Jahr. Dafür wurde ein Rettungsschirm aufgespannt von 34 Millionen Euro. Die Beschäftigten der LHG haben auf Lohn in Höhe von 17 Millionen Euro verzichtet. Die Stadt hat auf Pacht verzichtet – ebenfalls in Höhe von 17 Millionen Euro.

Klar ist aber, dass das Lohnplus Konsequenzen hat. LHG-Chef Jürgens will das Unternehmen noch stärker aufräumen. „Wir sind jetzt gefordert, konsequent an der weiteren Konsolidierung der LHG zu arbeiten“, sagt Jürgens. Dabei hat er vor allem den Nordlandkai im Blick. Das Areal wird zur Logistik-Drehscheibe umgebaut. Der Hafen-Umschlag ist an den Skandinavienkai gezogen. Die LHG vermietet die Flächen größtenteils.

Das sind die Probleme im Hafen

Die LHG kämpft derzeit mit drei Problemen. Nummer eins: die Sanierung. Noch steckt die LHG mittendrin. Nummer zwei: die Ladung. Der Papier-Umschlag geht massiv zurück. Es ist das Kerngeschäft der LHG. Nummer drei: der Ukraine-Krieg. Der Handel mit Russland liegt komplett brach wegen des Krieges. Deshalb muss Jürgen noch mehr Tempo machen: „Der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit bleibt oberstes Gebot im Interesse der LHG und des Standortes.“

 

 

Quelle:  LN/Josephine von Zastrow

 


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