Zwei gute Nachrichten für den Hafen: Am Nordlandkai gibt es mehr Ladung – und am Skandinavienkai eröffnet eine neue Mega-Halle. Beide Projekte sollen die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) sanieren.

Es bewegt sich etwas im Lübecker Hafen: Am Nordlandkai wird wieder mehr Ladung umgeschlagen. Am Skandinavienkai wird eine riesige Halle in Betrieb genommen. Beide Projekte hängen zusammen. Sie sollen die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) in die Gewinnzone bringen. Das mehrheitlich städtische Unternehmen wird aktuell saniert. Es ist Halbzeit – und die Trendwende ist noch nicht geschafft.

Dennoch: „Die Sanierung wird Erfolg haben“, sagt Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Die Stadt ist Mehrheitseigentümerin der LHG. „Wir bereiten die Welt von morgen vor“, sagt LHG-Chef Sebastian Jürgens. Daher hätten die beiden aktuellen Projekte am Nordlandkai und am Skandinavienkai „eine Signalwirkung, dass der Hafen nach vorne kommt“.

Nordlandkai mit neuem Holz-Umschlag

Projekt Nummer eins: Am Nordlandkai hat ein Kunde seinen Holz-Umschlag immens vergrößert –um das Sechsfache. Statt bisher 10 000 Kubikmeter werden 60 000 Kubikmeter pro Jahr umgeschlagen. Ab sofort. Damit hat Lübeck den Konkurrenzhäfen an der Ostsee ein Schnippchen geschlagen. Denn der Kunde konzentriert seinen Holz-Umschlag in Lübeck – und zieht ihn in Kiel, Rostock und Wismar ab.

Skandinavienkai mit neuer XXL-Halle

Projekt Nummer zwei: Am Skandinavienkai wird eine Mega-Halle eröffnet. Der Großkunde Stora Enso wird künftig den Großteil seines Umschlags am Skandinavienkai abwickeln. Weniger als die Hälfte seines Geschäftes verbleibt am Nordlandkai. Dafür hat die Stadt die 25 000 Quadratmeter große Halle gebaut – auf einer bisher ungenutzten Fläche. Der Skandinavienkai wird insgesamt ausgebaut und wächst um 16 Hektar auf 82,9 Hektar an. Kosten: 73,3 Millionen Euro. Fertig soll alles Ende 2021 sein.

Nordlandkai ist das Sorgenkind

Der Hintergrund: Diese Kunden-Rochade gehört zur Sanierung der LHG. Am Skandinavienkai wird das Hafen-Geschäft ausgebaut. Am Nordlandkai wird es dagegen zurückgefahren, und es gibt mehr Logistik-Flächen. Der Nordlandkai ist das Problem der LHG. Auf ihn allein geht das Minus der LHG zurück. Der Terminal liegt nahe der Altstadt. Die Schiffe müssen anderthalb Stunden die Trave hinauffahren, um dort anzukommen. Das lohnt sich nicht für viele Reeder.

Mehr Spediteure, weniger Hafenarbeiter

Konkret: Der Nordlandkai verliert ein Drittel seinen Umschlages, weil Stora Enso zum Skandinavienkai wechselt. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten. Am Nordlandkai baut der Holz-Kunde sein Geschäft aus – und versechsfacht den Umschlag. Für die Hafenarbeiter gibt es trotzdem weniger zu tun. Sie entladen sie Schiffe zwar. Aber die Arbeiten in der Halle übernehmen andere – meistens Speditionen. Deren Mitarbeiter werden nach einem anderen Tarif bezahlt. Der ist etwa um die Hälfte billiger als der Tarif der Hafenarbeiter. Dadurch lohnt sich das Geschäft für die LHG. Und klar ist auch: Hätte die LHG sich nicht darauf eingelassen, wäre der Kunde weggegangen aus Lübeck. Ein Kunde hat den Nordlandkai bereits verlassen in Richtung Kiel.

Streit zwischen LHG und Verdi

Allerdings gibt es Streit um den Nordlandkai. LHG-Chef Jürgens und Verdi-Chef Karl-Heinz Pliete haben unterschiedliche Ansichten darüber, wie er in Zukunft aussehen soll. Jürgens will daraus eine Hafen- und Logistik-Drehscheibe machen – und mehr Flächen vermieten. Nur so komme der Terminal in die Gewinnzone, meint er. Pliete indes will mehr Hafen-Geschäft am Nordlandkai behalten und es dort neu sortieren.

 

Quelle: LN/Josephine von Zastrow