Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) wurde 2002 gegründet und ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesverkehrsministeriums mit Sitz in Hamburg. Sie beschäftigt 13 Personen, darunter sieben Unfalluntersucherinnen und -untersucher, und wird von einem Direktor geleitet.

Ziel der BSU ist es, Seeunfälle umfassend zu analysieren, um künftige Unfälle zu verhindern. Dabei werden alle Ursachen, Umstände und Rettungsmaßnahmen untersucht. Die BSU arbeitet nach dem „No Blame Approach“, das heißt, sie weist keine Schuld zu und klärt keine Haftungsfragen.

Die Zuständigkeit der BSU umfasst Seeunfälle in deutschen Hoheitsgewässern, auf deutschen Seeschifffahrtsstraßen, in Häfen und in bestimmten Fällen auch in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ). Zudem untersucht sie Unfälle deutscher Schiffe im Ausland oder Fälle mit deutschem Interesse.

Die BSU ist weisungsunabhängig und besitzt weitreichende Rechte, etwa zum Zutritt zum Unfallort, zur Beweissicherung, Zeugenbefragung und Einschaltung von Sachverständigen – auch gegenüber Dritten oder Behörden.

Die Untersuchungen enden in der Regel mit einem Untersuchungsbericht in Deutsch und Englisch. Vor der Veröffentlichung dürfen Betroffene Stellung nehmen. Ein zentraler Bestandteil der Berichte sind die Sicherheitsempfehlungen, die an zuständige Behörden, Unternehmen oder Organisationen gerichtet werden, um die Sicherheit in der Seeschifffahrt nachhaltig zu verbessern.

Am 2. Februar 2022 befand sich das Großcontainerschiff MUMBAI MAERSK auf der Fahrt von Rotterdam nach Bremerhaven. Vor der Einfahrt in das enge Fahrwasser der Neuen Weser erhielt das Schiff die Mitteilung, dass sein Liegeplatz noch belegt sei. Aufgrund des tideabhängigen Tiefgangs von 12,80 m musste es im Revier verbleiben und ging auf Gegenkurs, um Zeit zu gewinnen.

Als der Liegeplatz schließlich frei wurde, begann die MUMBAI MAERSK ein zweites Wendemanöver, um wieder Kurs auf Bremerhaven zu nehmen. Dieses Manöver misslang, und das Schiff lief südlich des Fahrwassers auf einer Schüttstelle für Baggergut auf.

Die genauen Ursachen des misslungenen Wendemanövers und des Aufgrundlaufens werden im Rahmen des Vortragsabends diskutiert.

Lea Beyling hat Nautik/Seeverkehr (B. Sc.) und Operation and Management of Maritime Systems (M. Sc.) an der Hochschule Wismar studiert. Nach ihrer Tätigkeit als Nautische Offizierin auf Kreuzfahrtschiffen arbeitet sie seit Sommer 2021 bei der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) als Unfalluntersucherin. Dort leitet sie Seeunfalluntersuchungen, erstellt Berichte, arbeitet mit nationalen und internationalen Stellen zusammen und ist Teil der 24/7-Rufbereitschaft. Zudem vertritt sie die BSU in Fachgremien, u. a. bei der IMO, und engagiert sich in der Öffentlichkeitsarbeit durch Vorträge auf nationalen und internationalen Veranstaltungen.

 

Quelle: BSU