Lübecks größter Terminal macht Platz für die neuen Mega-Schiffe. Am Skandinavienkai werden drei Anleger ausgebaut. Kosten: 24,5 Millionen Euro. Ursprünglich sollte das Projekt doppelt so teuer werden.

(Der Skandinavienkai in Travemünde: Am Anleger 5a liegt ein Schiff der Reederei Finnlines. Links daneben ist Anleger 5 zu sehen, an dem ein kleineres Schiff festgemacht hat. Dieser Anleger wird für die neuen Mega-Schiffe umgebaut – dann können dort Schiffe mit einer Länge von 250 Metern festmachen. Foto: Jan Dresing)

 

 

Größer, breiter, tiefer: Für die neuen Schiffe wird Platz geschaffen am Skandinavienkai in Travemünde. Drei Anleger baut die Lübecker Hafenbehörde aus, die Lübeck Port Authority (LPA). Die Kosten: 24,5 Millionen Euro. Die Stadt zahlt voraussichtlich 14,5 Millionen Euro. Das Land übernimmt bis zu 10,5 Millionen Euro. Baustart ist diesen Sommer. Anfang 2023 soll alles fertig sein.

Rostock hat schon Platz für Mega-Schiffe

Der Ausbau der drei Anleger am Skandinavienkai drängt. „Es ist der richtige Schritt, um unsere Marktposition zu sichern“, sagt Guido Kaschel, Chef der Hafenbehörde, der Lübeck Port Authority (LPA). Denn: Der Rostocker Hafen hat bereits Anleger für die neuen Mega-Schiffe. In Travemünde machen die ersten extra langen Schiffe ab November 2021 fest. Dabei geht es um Ro-Ro-Schiffe (roll on, roll off). Das sind Schiffe, die mit Lastwagen und Trailern beladen sind. Die Heckklappe wird zum Be- und Entladen geöffnet. Heißt: Das Heck des Schiffes muss an das Terminal gefahren werden.
„Es ist der richtige Schritt, um unsere Marktposition zu sichern.“ Guido Kaschel, Chef der Lübeck Port Authority (LPA)

Mega-Schiffe sind bis zu 250 Meter lang

Der Vergleich: Die meisten Schiffe sind bis zu 220 Meter lang, 30 Meter breit und sieben Meter tief. Die neuen Riesen-Schiffe sind bis zu 250 Meter lang, 38,5 Meter breit und 8,90 Meter tief. Reedereien wie TT-Line und Finnlines werden sie künftig einsetzen. Damit genug Platz für sie ist, gibt es jetzt einen Plan mit drei Stufen. Zunächst werden zwei schnelle Lösungen gebaut, damit die Mega-Schiffe den Skandinavienkai überhaupt anfahren können. Dann gibt es die Lösung für die Zukunft: einen komplett neuen Anleger für die Mega-Schiffe.

Anleger 4 wird vergrößert

Stufe eins: Anleger 4 wird ausgebaut. Die Schiffe legen parallel an der Kaimauer an und werden über einen mobilen Ponton ent- und beladen. Die fixe Lösung: Der Ponton wird verschoben, so können längere Schiffe dort festmachen. Und der Ponton wird verbreitert, damit das Heck des breiteren Schiffes dort andocken kann. Zudem wird ein extra Poller gesetzt an der Kaimauer, damit das Schiff festmachen kann. Bis zu 242-Meter-Schiffe haben dort dann einen Parkplatz. Los gehen die Arbeiten im Sommer, Ende Oktober soll alles fertig sein. Kosten: zwei Millionen Euro.

Anleger 7: Schiffe bis 230 Meter Länge

Stufe zwei: Anleger 7 wird ebenfalls ausgebaut. Die Schiffe legen längs der Kaimauer an – aber die ragt ein Stück ins Wasser hinein. Die fixe Lösung: Ein extra Poller wird an Land gesetzt, damit die längeren Schiffe fest vertäut werden können. Dann können an dem Anleger 7 Schiffe bis zu einer Länge von 230 Meter festmachen. Losgehen soll es im Herbst, Ende Dezember soll alles fertig sein.

Anleger 5: Parkplatz für die Mega-Schiffe

Stufe drei: Anleger 5 wird komplett neu gebaut – das ist die Lösung für die Zukunft. Die Schiffe machen derzeit parallel zur Kaimauer fest. Die neuen Mega-Schiffe sind dafür aber zu lang. Deshalb wird der Anleger so umgebaut, dass die Schiffe leicht schräg anlegen. Der Kniff: Aus dem parallelen Liegeplatz wird ein schräger Liegeplatz. Er wird um sieben Grad gedreht. Salopp gesagt: Es wird ein Schiffs-Parkplatz aus der Landfläche geschnitten. Das ist aufwendig und teuer: Denn dafür muss die Kaikante neu gezogen – und eine Spundwand gerammt werden. Baustart ist im Herbst. Fertig soll alles Anfang 2023 sein. Während der Bauzeit dienen Anleger 4 als Ausweich-Parkplatz. Kosten: 18 Millionen Euro.

Ursprünglich fast doppelt so teuer

Die Gesamtinvestition beträgt 24,5 Millionen Euro. Denn zum Ausbau Anleger 4 (zwei Millionen Euro) und zum Ausbau Anleger 5 (18 Millionen Euro) kommen noch 4,5 Millionen Euro für Planung und Nebenkosten. Ursprünglich sollte das Projekt fast doppelt so teuer werden – satte 47 Millionen Euro.

Dadurch wird es billiger

Aber die Millionen-Investition wurde von der LPA eingedampft. Ursprünglich war vorgesehen, den Anleger 5 zu einem Doppelstock-Anleger auszubauen. Der Anleger wäre wie ein Etagenbett gebaut worden, damit Lastwagen auf zwei Etagen in die neuen Riesen-Schiffe fahren können. Doch die neuen Mega-Schiffe sind nun anders konstruiert: Die Lastwagen fahren innerhalb des Schiffes auf verschiedene Etagen. Dadurch können die Mega-Schiffe Häfen anlaufen, die keine Doppelstock-Anleger haben.

Einfache Lösungen

Und es sind zwei einfache Lösungen, die das Projekt billiger machen. Ursprünglich sollte am Anleger 7 die Kaimauer durch einen Dalbensteg verlängert werden. Das sind Pfähle im Wasser, die mit einem Steg verbunden sind. Dadurch sollte das Schiff sicher festgemacht werden. Nun hat eine Simulation ergeben, dass ein extra Poller an Land auch reicht. Ähnliches war für Anleger 5a geplant: Eine Verlängerung der Kaimauer durch einen Dalbensteg. Da haben die Planer der LPA noch mal spitz gerechnet – und haben Anleger 4 ins Visier genommen. Der nun einen breiteren Ponton bekommt.

 

Quelle: LN/Josephine von Zastrow


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