Dem Eigentümer eines Fahrgastschiffes in Travemünde wird die vorsätzliche Wasser-Verunreinigung durch Fäkalien im Sommer 2017 vorgeworfen. Der Reeder steht seit Donnerstag vor dem Amtsgericht Lübeck. Insgesamt geht es um 900 Fälle.

Vorsätzliche Wasser-Verunreinigung in 900 Fällen: So lautet die Anklage gegen den Eigentümer und den Maschinisten eines Fahrgastschiffes in Travemünde, der Donnerstag vor dem Amtsgericht Lübeck eröffnet wurde. Sie sollen ein Passagierschiff in der gesamten Sommersaison 2017 zu insgesamt 901 Ausflugsfahrten zwischen Überseebrücke und Skandinavienkai genutzt haben.

Dabei hätten sie gewusst, dass die Abwasseranlage defekt gewesen sei, und hätten das gesamte Abwasser aus Toiletten und Waschbecken ungefiltert in die Trave eingeleitet. Dafür sei eine eigene Leitung installiert worden, so die Anklage.

Reeder weist Vorwürfe zurück

Zum Prozessauftakt wies der Reeder des Schiffes diese Vorwürfe entschieden von sich. „Ich habe vier Schiffe, alle sind sauber“, sagt er und zeigte als Beleg eine Rechnung der Entsorgungsbetriebe für abgesaugtes Abwasser. Richterin Anne-Marei Wilhelm konnte das nicht überzeugen: „Vielleicht haben Sie nicht in 900 Fällen Abwasser illegal entsorgt“, sagt sie, aber die Rechnung beziehe sich auf Einzelfälle.

Angeklagter unterstellt mangelnde Sachkenntnis

Auch der Nachweis, dass das Schiff geprüft worden ist, kann die Anklage nicht überzeugen. „Wir kennen solche Praktiken, dass Anlagen zurückgebaut werden, wenn geprüft wird“, sagt Oberstaatsanwalt Christian Braunwarth. Der Angeklagte reagiert wütend. „Sie haben keine Ahnung“, wirft er Braunwarth vor und äußert die Vermutung, dass die Richterin in der Sache voreingenommen sei. So diene die Leitung zum Tank nicht als Abwasserschlauch, sondern als Reinigungszugang.

Jetzt sollen Gutachter gehört werden

Er besteht darauf, ein eigenes Gutachten in das Verfahren einzubeziehen. Zudem sollen auf Wunsch der Richterin Gutachter gehört werden, die den Fall untersucht haben. Der Prozess, der eigentlich auf einen Tag angesetzt war, wird deshalb nach der Sommerpause fortgesetzt.

Quelle: LN/Friederike Grabitz

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