Traditionell fand am ersten Sonntag während der Travemünder Woche der diesjährige maritime Gottesdienst, der „Sea Sunday“, im Brügmanngarten statt. Das Motto in diesem Jahr: „Blick frei! Auf den Hafen und auf die Welt der Seeleute“.

Rund 500 Besucher nahmen bei sonnigem Strandwetter am Gottesdienst teil.

Musikalisch eingeleitet wurde die Andacht vom Posaunenchor der Kirchengemeinden Scharbeutz/Gleschendorf, bevor Bärbel Reichelt, Stationsleiterin der Seemannsmission in Lübeck, den Sea Sunday eröffnete

 

Matthias Ristau, Seemannspastor der Nordkirche, sprach das Eingangsgebet

 

Christoph Ernst, Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission, hielt sein Grußwort

 

Mathias Ullrich von der Lübeck Port Authority (Hafenbehörde) appellierte daran, den Hafen mehr ins städtische Bewusstsein zu rufen. „Die Hansestadt Lübeck ist eine Hafenstadt und keine Stadt mit Hafen.“

 

Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, die in diesem Jahr „Die Stimme der Seemannsmission“ ist, begann ihre emotionale Predigt mit ihren Eindrücken, die sie bei Bordbesuchen bekam. Welche Sorgen, Probleme und Nöte es unter den Seeleuten gibt und wie wichtig hierbei die Arbeit der Deutschen Seemannsmission ist.

Im zweiten Teil ihrer Predigt ging Bischöfin Fehrs auf die Seenotrettung im Mittelmeer ein. Diese dürfe nicht kriminalisiert werden, man müsse mehr Rettungsboote in dieses Gebiet schicken. Ihr Dank galt allen Rettern für ihre Tätigkeit und richtete sich auch an Stefan Schmidt, Flüchtlingsbeauftragter der Landesregierung und Ex-Kapitän des Lübecker Flüchtlingschiffes „Cap Anamur“, der am gestrigen Sonntag dem Gottesdienst beiwohnte.

 

Ehrenamtliche Mitarbeiter der Lübecker Seemannsmission lasen Statements vor, deren Inhalte sich aus Bordgeprächen ergaben.

Von einem Kapitän, vorgetragen von Henning Wulff

Stress an Bord gibt es immer: meistens wenig, bei einem Maschinenausfall etwas mehr. Ich nenne es gesunden Stress. Das ist mein Beruf. Durch lange Erfahrung und Ausbildung lernt man, hiermit umzugehen. Ungesunden Stress gibt es auch: Das ist, wenn zu Hause etwas schief geht mit der Gesundheit deiner Familie oder Freunden…

Die Arbeit an Bord bringt viel Freude und der Fahrplan ist perfekt: acht Wochen an Bord und acht Wochen zu Hause. Ich sage immer, wenn es der Familie gut geht, geht es mir auch gut.

 

Von einem Seemann von den Kapverden, vorgetragen von Nora Lembke

Während der zehn Jahre an Bord hatte ich zehn Mal Urlaub. Immer so zwei bis drei Monate im Jahr, die ich mit meiner Familie verbracht habe. Mein Vertrag läuft über neun Monate und kann auf zehn verlängert werden. Ich arbeite 74 Stunden in der Woche, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich mache die Arbeit auf dem Meer, weil sie für mich notwendig ist. Ich danke Gott für meine Arbeit, denn so kann ich meine Familie unterstützen, auch wenn sie fern von mir ist. Es ist ein großes Opfer, soweit und so lange von der Familie getrennt zu sein. Manchmal kann es sehr einsam sein.

Das Gute an meiner Arbeit ist es, um die Welt zu kommen und Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kennenzulernen und mit ihnen befreundet zu sein.

 

Von philippinischen Seeleuten, vorgetragen von Barbara Stehl

Wir haben diese Arbeit gewählt, um unsere Familien und die, die wir lieben, besser unterstützen zu können. Es ist traurig, dass wir so weit von unserer Familie entfernt sein müssen, aber es wird leichter durch das Gefühl, dass wir unsere Familien ein bisschen weiterbringen. In unserer Welt heute sind wir froh, das Internet zu haben, auch wenn es dies bei vielen Schiffen noch nicht an Bord gibt. Aber wir können es im Hafen nutzen. Mit der Hilfe der Seemannsmission, die uns immer besucht.

 

Eingerahmt wurde der maritime Gottesdienst neben dem Posaunenchor auch vom Lübecker Shanty-Chor Möwenshiet……

….der auch eine Spende von 500 EURO an Bärbel Reichelt übergab

 

Der Chor liess die Veranstaltung auch mit maritimen Klängen ausklingen

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