Eigentlich sollte ab 2022 eine neue Hybridfähre zwischen Travemünde und dem Priwall pendeln. Eine europaweite Ausschreibung läuft noch. Der Stadtverkehr rechnet mit einer Inbetriebnahme im Laufe des Jahres 2023.

Eigentlich sollte sie bereits 2022 ihren Betrieb aufnehmen. Doch die Ausschreibung für eine neue Hybridfähre, die zwischen Travemünde und dem Priwall pendeln soll, läuft noch. In den nächsten Wochen fällt die Entscheidung, wer den Zuschlag bekommt und damit auch, auf welcher Werft das Schiff gebaut wird. Der Stadtverkehr rechnet mit dem ersten Einsatz der neuen Fähre im Laufe des Jahres 2023.

Keine Fähre mit gläsernem Boden

Der Fährverkehr zwischen Travemünde und dem Priwall – ein Thema, das vor allem seit der Fertigstellung der Ferienanlage Beach Bay für Diskussionen sorgt. Mit der Zunahme des Tourismus auf der Halbinsel sind auch die Fahrgastzahlen gestiegen – und die Warteschlangen der Kraftfahrzeuge vor den Fähranlegern auf beiden Seiten wurden immer länger. Beach-Bay-Investor Sven Hollesen forderte bereits 2018 eine ganzjährige Verbindung für die Passage von der Priwallspitze bis zur Travepromenade, auch, um einen nahtlosen Rundweg vom Seebad über den Priwall und zurück einzurichten. Damit hat er sich durchgesetzt. Der Stadtverkehr Lübeck startete außerhalb der Hauptsaison mehrfach Probebetriebe, und seit 1. April pendelt die Personenfähre täglich von 10 bis 22.30 Uhr. Ideen für eine Attraktivitätssteigerung der Fähren gab es einige. Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) etwa brachte beim Hanse-Talk im Juli 2018 während der Travemünder Woche eine Fähre mit gläsernem Boden ins Gespräch. „Dann könnten die Gäste ein Stück Ostsee erleben, wenn sie über das Wasser fahren.“ Mehr davon gehört hat man später jedoch nichts mehr.

Stadtverkehr setzt auf Klimaschutz

Der Aufsichtsrat des Stadtverkehrs setzt dagegen auf Klimaschutz. Am 11. Juni 2020 beschloss das Gremium die Anschaffung einer dritten Autofähre mit Hybridantrieb – nach Druck aus der Politik, denn die CDU forderte bereits 2019 den Kauf einer Elektro-Fähre. Vorausgegangen waren gutachterliche Prüfungen, bei denen vor allem die Antriebstechnologie im Mittelpunkt stand. „Diese Entscheidung zeigt einmal mehr die Bedeutung des Umweltschutzes für den Stadtverkehr Lübeck“, freute sich Aufsichtsratschef Ulrich Pluschkell (SPD) damals. Die mit Kosten von 4,2 Millionen Euro veranschlagte Fähre sollte baldmöglichst ausgeschrieben werden, und das Schiff sollte 2022 seinen Betrieb aufnehmen.

Neue Fähre mit diesel-elektrischem Antrieb

Doch daraus wird nichts. Zunächst beschäftigte sich eine Projektgruppe aus Fachleuten des Stadtverkehrs, einem externen Berater und einem Ingenieurbüro, das über Erfahrungen bei Schiffsneubauten verfügt, mit der Vorgabe des Aufsichtsrats: Die neue Fähre soll einen diesel-elektrischen Antrieb erhalten, mit einer hohen Batterieleistung. Der Diesel soll lediglich als Generator arbeiten und den Antrieb mit Strom versorgen. Das Schiff soll technisch so vorbereitet sein, dass zukünftig weiter auf alternative Antriebe umgerüstet werden kann.

Europaweite Ausschreibung läuft noch

Laut Stadtverkehr-Sprecherin Gerlinde Zielke läuft zurzeit eine europaweite Ausschreibung, Gespräche mit Anbietern würden geführt. Weil das Verfahren noch nicht abgeschlossen sei, könne über die Zahl der Bewerber keine Auskunft gegeben werden. „Wir erwarten in den nächsten Wochen die Entscheidung, auf welcher Werft der Bau des Schiffs erfolgen wird.“ Die Angebote seien in der Auswertung, es lasse sich noch nicht sagen, ob es bei den geschätzten Investitionskosten von 4,2 Millionen Euro bleiben werde. Die Stadt prüfe auch, ob etwa der Bund oder das Land sich an den Kosten beteilige. „Nach jetzigem Stand rechnen wir allerdings nicht mit Fördermitteln.“

Inbetriebnahme wohl erst 2023

Mit der Inbetriebnahme der neuen Hybridfähre werde im Laufe des Jahres 2023 gerechnet. Ob dann drei Autofähren eingesetzt werden, stehe ebenfalls noch nicht fest. „Die dritte Fähre wird gebaut, um den Entwicklungen auf dem Priwall gerecht zu werden.“ Im vorigen Sommer hatte der Stadtverkehr probeweise außer der „Pötenitz“ und der „Travemünde“ auch die betagte „Berlin“ als dritte Autofähre eingesetzt. Der Versuch wurde jedoch nach etwa drei Wochen abgebrochen. Für die Autofähren gibt es zwischen Travemünde und dem Priwall jeweils nur zwei Anleger

Quelle: LN/ Thomas Krohn


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