Der 11. Schleswig-Holsteinische Hafentag stellte die aktuellen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Häfen in den Mittelpunkt. Themen wie Versorgungssicherheit, die Bedeutung der Schifffahrt für kleine Häfen, Tourismus als Wirtschaftsmotor sowie dringende Maßnahmen zum Bürokratieabbau und zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren standen im Fokus. Auch die strategische und militärische Relevanz in Krisenzeiten war Gegenstand intensiver Diskussionen.
Der Gesamtverband Schleswig-Holsteinscher Häfen (GvSH) lud in diesem Jahr zu seinem Hafentag nach Föhr ein. Dies stellte eine Premiere dar, da erstmals der schleswig-holsteinische Hafentag auf einer Insel stattfand, womit auch die Bedeutung und die wichtigen Funktionen der kleineren Häfen im Bundesland unterstrichen werden sollte. Unter dem Leitmotiv „Häfen als kritische Infrastruktur – von Versorgungssicherheit bis Tourismus“ versammelten sich Gäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft, um über aktuelle Herausforderungen und strategische Weichenstellungen für die Zukunft der Schleswig-Holsteinischen Häfen zu diskutieren.
(Begrüßung der Gäste am Fähranleger Wyk auf Föhr in traditioneller Tracht)
Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen betonte die unverzichtbare Rolle der Häfen für einen starken Wirtschafts- und Logistikstandort. „Die Entwicklung der Häfen und der Schifffahrt an der schleswig-holsteinischen Westküste haben unsere volle Aufmerksamkeit bei unseren Planungen. Denn die Häfen haben eine überlebenswichtige Rolle bei der Versorgung der Inseln und Halligen. Dies gilt natürlich für den Güter- und Personenverkehr, ganz besonders aber auch für die Versorgung mit Baumaterial für den Küstenschutz und die Deichverstärkungen. Die Inseln und Halligen haben eine wesentliche Funktion beim Schutz der Westküste vor den zunehmenden extremen Wetterereignissen“.
Mit Blick auf die kleineren Häfen an West- und Ostküste sagte der Minister: „Auch sie haben eine zunehmend wichtige Funktion bei der Versorgung der regionalen Wirtschaft. Insbesondere Baustoffe, aber auch landwirtschaftliche Schüttgüter wie Futtermittel, Dünger und Getreide bedürfen einer leistungsfähigen und zuverlässigen Hafeninfrastruktur sowie einer angemessenen Hinterlandanbindung. Als Motor der maritimen Wirtschaft tragen die Häfen auf vielfältige Weise zur wirtschaftlichen Entwicklung Schleswig-Holsteins bei“.
Bild oben:
(Pressegespräch – v.l.n.r.: Eckhard Arndt (DVV Media), Lena Bruderreck (Städt. Hafenbetrieb Wyk auf Föhr), Frank Schnabel (Vorstandsvorsitzender GvSH), Minister Claus Ruhe Madsen (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie & Tourismus S-H), Prof. Dr. Sebastian Jürgens (Lübecker Hafen-Gesellschaft)
Große und kleine Häfen im Fokus
Die großen Häfen in Lübeck, Brunsbüttel und Kiel sind unverzichtbare Pfeiler für den internationalen Handel, die Energieversorgung und den Warenumschlag. Gleichzeitig spielen kleinere Häfen wie in Wyk auf Föhr eine bedeutende Rolle für die Inselversorgung, den regionalen Tourismus und die Mobilität.
Im Jahr 2024 wurden in den Häfen Schleswig-Holsteins 54,3 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen und 12,6 Mio. Schiffsreisende verzeichnet. Doch trotz dieser wirtschaftlichen Relevanz bleibt die finanzielle und infrastrukturelle Unterstützung der Häfen durch die Bundespolitik hinter den Anforderungen zurück.
Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit in geopolitisch herausfordernden Zeiten
Globale Krisen, steigende Energiepreise, zunehmende Cyber- und Spionagerangriffe sowie die wachsende militärische Bedeutung der Häfen erfordern eine strategische Neuausrichtung der Hafenpolitik. Frank Schnabel, Vorstandsvorsitzender des GvSH und Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports/SCHRAMM group, betont: „Die derzeitigen geopolitischen Herausforderungen haben direkten Einfluss auf die Ausrichtung unserer Häfen. Veränderte Warenströme, alternative Versorgungsquellen für Energieträger sowie die Nutzung von Häfen für militärische Zwecke sind anspruchsvolle Aufgaben, denen sich unsere Häfen stellen. Hierfür benötigen wir klare politische Entscheidungen, finanzielle Unterstützungen, Bürokratieabbau sowie mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit.“.
Ein zentraler Punkt bleibt die nachhaltige Finanzierung: Frank Schnabel fordert: „Die Bundesregierung muss die Hafenstrategie endlich mit Leben füllen und sich ihrer Verantwortung stellen die Häfen auch mit Bundesmitteln zu unterstützen. Die Länder allein können dies nicht leisten“.
(Bild oben: 11. Schleswig-Holsteinischer Hafentag des GvSH in Wyk auf Föhr)
Wachstumspotenziale durch innovative Energieprojekte
Neben den Herausforderungen bieten die Energiewende und neue Technologien enorme wirtschaftliche Chancen. Die schleswig-holsteinischen Häfen entwickeln sich zunehmend zu Schlüsselstandorten für erneuerbare Energien. So hat sich Helgoland zu einem zukunftsweisenden Service-Hub für Offshore-Windparks entwickelt und ein Pilotprojekt für grüne Wasserstoffproduktion soll die Insel zukünftig zu einem zentralen Standort für Erzeugung und Verteilung von grünem Wasserstoff machen – mit positiven Effekten für Beschäftigung und regionale Wertschöpfung.
Auch die Brunsbütteler Häfen positionieren sich als zentrale Energie-Hubs für erneuerbare Energien und als potenzieller CO₂-Export-Hub im Rahmen geplanter CCS-Projekte. Damit spielen sie eine entscheidende Rolle für die nationale Versorgungssicherheit und die Energiewende.
Häfen zukunftssicher aufstellen
Der 11. Schleswig-Holsteinische Hafentag machte deutlich: Es braucht entschlossene politische Entscheidungen. Nur durch konsequente Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Sicherheit können die Häfen ihre Rolle als kritische Infrastruktur wahrnehmen, damit die Versorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit der schleswig-holsteinischen Seehäfen langfristig gesichert werden können. Hierfür müssen nach Forderung des GvSH die Finanzierung der Häfen nachhaltig gesichert, Genehmigungsprozesse beschleunigt und bürokratische Hemmnisse abgebaut werden.
(Podiumsdiskussion – v.l.n.r.: Frank Schnabel (Vorstandsvorsitzender GvSH), Thorben Schütt (Landrat Kreis Dithmarschen), Lena Bruderreck (Städt. Hafenbetrieb Wyk auf Föhr), Minister Claus Ruhe Madsen (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie & Tourismus), Dr. Sabine Schulz (IHK Schleswig-Holstein), Axel Meynköhn (W.D.R.), Prof. Dr. Sebastian Jürgens (Lübecker Hafen-Gesellschaft), Eckhard Arndt (DVV Media)
Quelle: PM Gesamtverband Schleswig-Holsteinischer Häfen e.V.