Das Baltic-Rail-Gate am Skandinavienkai in Travemünde wird ausgebaut. Das verkündete Antje Falk, Geschäftsführerin der Baltic Rail Gate GmbH, am Donnerstag (29.06.) beim 11. LogRegio Logistikforum in den Lübecker Media Docks. LogRegio ist das Branchennetzwerk der Logistik für die Region Lübeck.
Das Bauvorhaben im Lübecker Hafen ist ein Indiz, dass trotz des Tunnels dort mit ausreichend Geschäft gerechnet wird. In der Region gab es Mutmaßungen, dass die feste Fehmarnbeltquerung die Warenströme stark zu ihren Gunsten verändern werde.
Lange Züge im Blick
Der Baltic-Rail-Terminal verfügt derzeit über sechshundert Meter lange Gleise. Das heißt, dass der Umschlagterminal bislang nur Züge bis zu einer Länge von 600 Metern bearbeiten kann. Im Jahr 2018 hatte der Bund aber die Weichen für ein Deutschland-Netz für 740 Meter lange Züge gestellt. „Darauf haben wir uns auch Jahre vorbereitet und alles geplant“, sagte Falk den LN.
Die Gleise am Terminal werden also dementsprechend verlängert. Die EU-Kommission hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2030 alle Bahnstrecken des Kernnetzes in der EU für 740 Meter lange Züge nutzbar zu machen. In Deutschland soll 2018 nur etwa jeder zehnte Zug diese Länge aufgewiesen haben.
Antje Falk (3.v.r.) auf der Bühne beim 11. LogRegio Logistikforum zum Thema „Feste Fehmarnbeltquerung – Chancen für die Logistikregion Lübeck“ .© Quelle: Lutz Roeßler
Mehr Güter auf die Schiene
Kern dieses Vorhabens ist es, mehr Verkehr auf die Schiene zu bekommen. „Mit einer Standardlänge von 740 Metern erhöhen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber dem Lkw in puncto Preis und Qualität“, sagte Roland Bosch, der Vorstandschef von DB Cargo, vor fünf Jahren.
In Travemünde werden nicht nur die sechs Gleise verlängert, sondern auch noch ein dritter Kran angeschafft. „Das erhöht unsere Umschlagskapazität um 50 Prozent“, sagte Falk, „Das bringt uns als Unternehmen ordentlich nach vorn. So können wir unsere Hub-Funktion wahrnehmen.“ Baltic Rail Gate hat nach eigenen Angaben 2022 rund 130 000 Ladeeinheiten umgeschlagen.
Schneller umschlagen
Die Übergangszeiten zwischen der Ankunft der Züge und der Abfahrtzeit der Schiffe sei kurz, sagte die Geschäftsführerin von Baltic Rail Gate. Am Terminal müssten in anderthalb Stunden sehr viele Einheiten umgeschlagen werden. Als Beispiel nannte Falk, dass teilweise abends Schiffe aus Südschweden um 19 oder 20 Uhr mit 80 Einheiten in Travemünde ankämen und die Ware schnell auf die dort wartenden Züge verladen werden müssten. „Die Schlagkraft, die wir durch den dritten Kran bekommen, wird an dieser Stelle gebraucht.“
Vor dem Hintergrund des Ausbaus rechnet sie mit einer steigenden Zahl von Arbeitsplätzen. „Ich muss ja zum Beispiel den dritten Kran besetzen“, sagt Falk. Doch auch ihr Unternehmen hat mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Daher gibt es Gedankenspiele, manche Tätigkeiten zu automatisieren.
Berlin zahlt
Der Bund fördert die Bauarbeiten, die anderthalb bis zwei Jahren dauern sollen. Der Zuwendungsbescheid für den intermodalen Terminal ist laut Falk Ende vergangener Woche eingetroffen. Die Höhe der Gesamtinvestitionen soll bei mehr als 16 Millionen Euro liegen.
Wachstumspotenzial für die Logistikbranche sahen die Teilnehmer des Forums gemeinhin, das unter dem Motto „Feste Fehmarnbeltquerung – Chancen für die Logistikregion Lübeck“ stand. „Logistisch hat Lübeck einen geografischen Vorteil“, sagte Jörg Ullrich, 1. Vorsitzender logRegio. „Wir müssen die Stadt zu einem Bündelungspunkt machen. Je besser die Verkehrsinfrastruktur ist, desto stärker wird er. Schiff und Bahn – ökologische Verkehrsträger der Zukunft – müssen in Lübeck so kombiniert werden, dass für Kunden ein kostenmäßig und ökologisch gutes Angebot entsteht.“
Sorgen der Branche
Die Verkehrsinfrastruktur ist allerdings das Sorgenkind der Branche. Es stelle sich die Frage, welche Kapazität das Bahnnetz gen Süden haben werde, wenn die Fehmarnbeltquerung fertiggestellt worden sei, sagte Ullrich. Die DB beteuere zwar, dass sie alles werde bewältigen können, doch das müsse hinterfragt werden.
Er appellierte an Bundesverkehrsminister Volker Wissing, sich um die Bahnstrecken in der Region zu kümmern. Die Route über Schwerin müsse zügig fertig werden. „Um die Verkehre in Zukunft abfahren zu können, muss der klassische Weg über Hamburg funktionieren, die Strecke Lübeck-Büchen-Lüneburg erweitert und für die Nordanbindung an die Fehmarnbeltquerung Sorge getragen werden“, sagte der LogRegio-Vorsitzende.
Quelle: LN/Michael Dick
0 Kommentare