Sie kommen aus den Niederlanden, aus Russland, der Ukraine, Estland, Litauen, Deutschland und von den Philippinen – und sie werden gemeinsam Weihnachten feiern an Bord ihrer Schiffe. Die Deutsche Seemannsmission in Lübeck bringt 550 Weihnachtsgeschenke vorbei. Als kleinen Dank und zur Freude der Seeleute.

(Geschenkepacken für die Seeleute: Frank Teller (v.l.), Bodo Häsler, Bärbel Reichelt und Heike Spiegelberg von der Deutschen Seemannsmission in Lübeck.)

 

Am Containerterminal. Die „Fiona“ hat festgemacht. 19 Mann Besatzung. 14 aus der Ukraine. Vier von den Philippinen. Einer aus Kroatien. Maksym Gonchar kommt die Gangway herunter. Sein Gesicht leuchtet, als er die Geschenke der Seemannsmission sieht. Sie bedeuten ihm viel. Weihnachten werden er und seine Kollegen auf dem Meer sein. In zwei Schichten müssen sie feiern, da ein paar von ihnen das Schiff auf Kurs halten müssen. Weihnachten – Yurii Zmadam und Andrii Kushenko werden ganz still. Sie sind mit ihren Gedanken in ihrer Heimat, der Ukraine. Einige ihrer Familienmitglieder sind im Ausland in Sicherheit. Und die anderen? „Oft haben wir keinen Kontakt“, erzählen sie. „Das Internet bricht zusammen oder der Strom fällt aus. Es ist schwer zu ertragen, nicht zu wissen, wie es ihnen geht – vor allem, wenn die Stadt gerade angegriffen wird.“ Und trotzdem wollen sie sich zusammensetzen, aneinander Halt finden, gerade wo Weihnachten doch alles noch viel emotionaler ist. Und Karavai soll es geben. „Ein köstliches Brot“, erklären sie. „Kunstvoll verziert mit Früchten aus Teig. Das gehört einfach zum Weihnachtsfest dazu.“

(Maksym Gonchar von der „Fiona“ freut sich über die Weihnachtsgeschenke der Seemannsmission.)

 

Am Lehmannkai liegt die „Maria Elise“. Ihr Kapitän Vadim Roshkov kommt aus Russland. Die übrigen sieben Besatzungsmitglieder aus der Ukraine und von den Kapverden. Sie sind katholisch oder orthodox und so wird es gleich zwei Weihnachtsfeste geben: am 24. Dezember und am 6. Januar. In der Schiffsmesse werden sie sich unter dem Weihnachtsbaum versammeln. Ricardino Silva Santos von den Kapverden hat sogar einen eigenen kleinen Weihnachtsbaum in seiner Kammer – mit sieben verschiedenen Lichtereinstellungen. Den hat er extra von zu Hause mitgebracht. Weihnachten wird er an seine Familie denken und an seine neunjährige Tochter. Wie alle in die Kirche gehen und anschließend gemütlich zusammensitzen. Wie sich um Mitternacht die Türen zum Nebenraum öffnen und die Kinder die Geschenke auspacken werden. Die Geschenke für seine Tochter hat Ricardino Silva Santos bereits einem Kollegen mitgegeben. „Ich werde meine Tochter und meine Familie vermissen“, ist er sich sicher. „Aber ich werde versuchen, sie anzurufen.“

Am Seelandkai liegt die „Bore Sea“. 18 Mann Besatzung. Aus den Niederlanden, Russland, Estland und von den Philippinen. Die Türen zu allen Kammern der Seeleute sind weihnachtlich geschmückt. In der Schiffsmesse leuchten zwei Christbäume mit roten und silbernen Kugeln. Spruchbänder hängen an der Decke „Merry Christmas“. Das alles ist das Werk von Ralp Tolentino und Salvador Divina von den Philippinen. Bereits im Oktober haben sie mit den Planungen begonnen, und es soll so richtig weihnachtlich werden. Mit einem Festessen, zu dem es auch das traditionelle weihnachtliche Spanferkel der Philippinen geben wird. Und mit lustigen Spielen, bei denen es etwas zu gewinnen gibt. „Unsere Familien sind weit weg und so versuchen wir, hier eine Familie zu sein. Wir wollen allen an Bord eine Freude machen und die Liebe zu Weihnachten teilen. Wenn sich unsere Kollegen freuen, dann ist das unser größtes Geschenk.“

(Sie wollen ihren Kollegen zu Weihnachten Freude schenken: Salvador Divina und Ralp Tolentino an Bord der „Bore Sea“.)

 

Unter den Weihnachtsbäumen an Bord werden auch die Geschenke der Deutschen Seemannsmission in Lübeck liegen. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen haben 550 Stück gepackt. Die Possehl-Stiftung hat sie gesponsert. „Die Geschenke sind ein kleiner Dank an die Seeleute. Ein kleines Stück: Ich sehe dich“, weiß Bärbel Reichelt, Leiterin der Deutschen Seemannsmission in Lübeck. „Die Freude der Seeleute darüber ist in diesem Jahr besonders groß. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die wachsende weltpolitische Unsicherheit drücken aufs Gemüt.“

 

Quelle: DSM Lübeck


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