Die Schifffahrt auf dem Elbe-Lübeck-Kanal (ELK) ist im vergangenen Jahr dramatisch eingebrochen. Das geht aus Zahlen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Lauenburg hervor, die dem THB vorliegen. Demnach wurden in der Schleuse Lauenburg 2023 insgesamt 594 Frachter gezählt, 240 davon leer. Die beladenen Binnenschiffe hatten 270.455 Tonnen Ladung an Bord. Zum Vergleich: 2022 wurden 418.139 Tonnen bewegt, 2021 immerhin 464.609 Tonnen.
(Die Schifffahrt auf dem Elbe-Lübeck-Kanal, hier in Lauenburgs Schleuse, ist 2023 stark zurückgegangen, Foto: Timo Jann)
Ein Rückgang innerhalb eines Jahres um mehr als ein Drittel dürfte als alarmierendes Zeichen gelten. Ebenso wie die hohe Zahl von unbeladen fahrenden Schiffen. An der Schleuse Büssau am anderen Ende des ELK vor den Toren Lübecks zählte das WSA 358 Schiffe, die 160.616 Tonnen an Bord hatten. Im Vorjahr wurden 256.430 Tonnen gezählt, 2021 waren es 341.172 Tonnen.
Nun steht der vor 124 Jahren eingeweihte Elbe-Lübeck-Kanal, der auf einer Länge von rund 65 Kilometern als kürzeste Verbindung von der Ostsee zur Elbe und weiter über den Elbe-Seitenkanal ins innerdeutsche Wasserstraßennetz gilt, mit einem Rückgang bei der Ladung nicht alleine dar. Nur so heftig ist es sonst nirgendwo in den norddeutschen Häfen. Für Lübeck etwa meldet die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) für 2023 nach Hochrechnungen 4,8 Prozent weniger Ladung an ihren Terminals als 2022. In Hamburg waren es 2023 nach Angaben von Hafen Hamburg Marketing (HHM) insgesamt 4,7 Prozent unter dem Vorjahresvergleichszeitraum.
Die Befürworter eines Kanalausbaus, darunter die Industrie- und Handelskammer Lübeck, argumentieren, dass sich dieser Trend nach einem Ausbau umkehren werde. Zuletzt hatte es dazu eine Initiative der LHG gegeben. Wenn 2029 Autos und Züge durch den Fehmarnbelttunnel rollen, werden nach Einschätzung von Experten die Warenströme auf der Nord-Süd-Achse deutlich zunehmen. Nur: Vor Hamburg dürfte die Bahnanbindung schnell an ihre Grenzen kommen. Dort gibt es einen Engpass. Helfen könnten da nur Schiffe. „Die Binnenschifffahrt ist vor diesem Hintergrund unverzichtbar“, sagte Dr. Thomas Rössler, Berater der Hanseatic Transport Consultancy (HTC), beim Thementag „Binnenschifffahrt: Transport mit Zukunft“ der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lübeck im vergangenen Jahr in Lauenburg.
Die Forderung einer Initiative unter Führung der IHK weist 115 Meter lange Schleusenkammern auf, um modernere und größere Frachter in den ELK zu bekommen. Das Ladungsaufkommen sei durchaus da, heißt es, nur bekommen heute oftmals Bahn und Lastwagen den Vorzug.
Für die Gegner des Ausbaus ist die Entwicklung ein Beleg für ihre Argumentation. Sie vertreten seit Jahren den Standpunkt, dass das Ladungsaufkommen am ELK dessen Ausbau nicht rechtfertigen würde. 2018 galt der eigentlich als beschlossene Sache – eine Milliarde Euro war vorgesehen. Doch passiert ist bisher nichts. Brücken zu niedrig, Kurvenradien zu eng, Schleusen zu kurz – da hat die Schifffahrt kein Interesse. tja
STATISTIK
1970: 15.983 Schiffe, 2,63 Mio. t.
1980: 5022 Schiffe, 1,21 Mio t.
1990: 2801 Schiffe, 862.614 t.
2000: 2816 Schiffe, 1,02 Mio. t.
2010: 1619 Schiffe, 633.530 t.
2022: 878 Schiffe, 418.139 t.
2023: 594 Schiffe, 270.455 t.
Quelle: Timo Jann, THB Täglicher Hafenbericht