Die Bruderschaft der Kapitäne hat am 14. Oktober erstmals in ihrer über 600jährigen Geschichte eine Frau als Mitglied aufgenommen.
Silke Muschitz (33) fährt als Kapitän auf dem Großcontainerschiff „Chicago Express“, dem Ausbildungsschiff der Reederei Hapag-Lloyd und wohnt in Lübeck. Damit erfüllt sie die Bedingungen zur Aufnahme in die Bruderschaft, die nur Nautiker aufnimmt, die ein Kommando als Kapitän auf Schiffen in der Großen Fahrt haben. Zur See fährt sie seit zehn Jahren als Offizier, mit der Ausbildung hat Silke Muschitz vor 15 Jahren angefangen. Sie ist die zweite Frau, die bei Hapag-Lloyd in den Käpitänsstand erhoben wurde und derzeit die jüngste Kapiänin Hamburgs. Silke Muschitz nimmt während ihres Urlaubs gern an den Veranstaltungen und Stammtischen der Bruderschaft teil. Sie bereichert die Diskussionen mit ihren aktuellen Erfahrungen in der internationalen Schifffahrt. Diese wickelt über 80% des Welthandels ab und ist somit der wichtigste Baustein im Warenaustausch der Länder. Zurzeit besteht die Bruderschaft aus 40 Kapitänen. Ihnen obliegt die Verpflichtung das unter Denkmalschutz stehende Gebäude Breite Str. Nr. 2 mit seinen historischen Einrichtungen und den Schifferhof zu pflegen und zu erhalten. Des Weiteren werden hilfsbedürftige Witwen Lübecker Seeleute unterstützt.
Am heutigen Sonntag, 3. November, war die Schifferschwester beim traditionellen Seefahrergottesdienst mit Kranzniederlegung in St. Jakobi anwesend. Danach nahm das neue Mitglied mit geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft im Restaurant Schiffergesellschaft am Schinkenbrotessen teil.
(Nahmen am heutigen Seefahrergottesdienst teil: Kapitän Silke Muschitz und Kapitän Sven Stemmler, Vorsitzender der Schiffergesellschaft)
Das Haus der Schiffergesellschaft wurde 1535 als Gildehaus gekauft und ist bis heute erhalten. Seit Jahrhunderten versammeln sich dort die Lübecker Kapitäne zum Erfahrungsaustausch und übernahmen auch wichtige Funktionen in der Hafenverwaltung, die der Senat ihnen übertragen hatte. Als 1866 der Zunftzwang durch ein Gewerbegesetz außer Kraft trat, entschieden sich die Mitglieder die Organisation als freie Genossenschaft weiterzuführen. Um Einnahmen zu erzielen, die der Erhaltung des Hauses dienten, wurde das Gildehaus verpachtet und ist heute die „klassischste Kneipe der Welt“. Besucher aus aller Welt tafeln an den langen Bankreihen an denen in alten Zeiten die Schonenfahrer, die Bergenfahrer, die Nowgorodfahrer und die Bordeauxfahrer saßen. Neben dem Holstentor und dem Lübecker Marzipan gehört die Schiffergesellschaft zu den bedeutenden nicht nur- touristischen Attraktionen der Hansestadt.