In Lübecks Hafen sollen 750 Millionen Euro fließen – bis 2030. Geplant ist: Mehr Hafen am Skandinavienkai und am Lehmannkai, weniger Hafen nahe der Altstadt. Und: Die Trave soll vertieft werden.
Der Hafen soll wachsen. 750 Millionen Euro sollen an Lübecks Kaikanten innerhalb der nächsten zehn Jahre investiert werden. Größer werden der Skandinavienkai und der Seelandkai. Kleiner werden die Häfen nahe der Altstadt wie der Nordlandkai. Und: Die Zahl der Schiffsanleger reduziert sich von 40 auf 39.
Nur Plus 2,3 Prozent Umschlag pro Jahr
Die Grundidee: Die Flächen werden besser genutzt. Denn: Das Wachstum des Lübecker Hafens ist überschaubar. Aktuell wird mit nur 2,3 Prozent mehr Umschlag pro Jahr gerechnet. Heute werden 25 Millionen Tonnen umgeschlagen, 2030 werden es 37,5 Millionen Tonnen sein. Das geht aus dem Hafenentwicklungsplan 2030 hervor. Erstellt haben ihn Gutachter im Auftrag der Lübecker Hafenbehörde, der Lübeck Port Authority (LPA). Der 730 Seiten umfassende Hafenplan muss von der Bürgerschaft abgesegnet werden – voraussichtlich Ende März.
Skandinavienkai wächst in Richtung Dummersdorfer Ufer
Im Detail: Der Skandinavienkai in Travemünde soll noch ein bisschen größer werden. Betrieben wird er von der mehrheitlich städtischen Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG). Insgesamt hat das größte Lübecker Terminal 94,3 Hektar und soll auf 125,5 Hektar wachsen – um gut 30 Hektar. Das Terminal soll erweitert werden in Richtung Dummersdorfer Ufer und Borndiek. Dabei geht es um eine Böschung, die bereits Hafenfläche ist. Und um ein Biotop. Der Naturschutzverband BUND sieht den Ausbau kritisch, wie auch der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer.
Größere Liegeplätze für Schiffe
Außerdem sollen alle neun Schiffsanleger umgebaut werden, denn die Schiffe werden immer größer und brauchen größere Liegeplätze. Aktuell haben die Schiffe 220 Meter Länge, 30 Meter Breite und 7,5 Meter Tiefe. In Zukunft werden es bis zu 250 Meter Länge, 38,5 Meter Breite und 8,7 Meter Tiefe sein. So soll Anleger 3 um 60 Meter verrückt werden in Richtung Marina Baltica. Und die Anleger 7, 7a und 8 liegen am anderen Rand des Skandinavienkais und sollen ebenfalls umgebaut werden.
Längere Gleise für Züge
Wachsen soll der Skandinavienkai noch an anderer Stelle – in Richtung Süden. Dort werden Trailer und Container vom Schiff auf die Schiene verladen. Und auch die Züge werden immer länger. Die Gleisanlagen des Terminals sollen vergrößert werden. Aktuell sind die Gleise 620 Meter lang. Gebraucht werden künftig aber 740 bis 850 Meter Gleislänge. Und: Entlang der B 75 sollen neue Stellplätze für Lastwagen gebaut werden. Aktuell stehen sie auf Hafenflächen und blockieren sie. Wenn sie neue Stellflächen bekommen, kann die Hafenfläche besser genutzt werden.
Lehmannkai und Schlutupkai wachsen
Massiv vergrößert werden sollen die sogenannten Mittelhäfen. Sie liegen in Dänischburg/Siems und in Schlutup. Dort sollen drei neue Liegeplätze für Schiffe entstehen und ein Liegeplatz soll wegfallen. In Dänischburg/Siems liegen die Terminals Lehmannkai 1 und 2, Cargo Terminal Lehmann sowie der Seelandkai. Die Lehmannkais gehören einem privaten Hafenbetreiber, der Seelandkai der LHG. Vor allem der Lehmannkai 1 vergrößert sich auf dem ehemaligen Eon-Areal. Er wird fast vier Mal so groß und wächst von 5,9 auf 21,3 Hektar an. Die Zahl der Schiffsanleger soll von drei auf fünf steigen. Der Seelandkai hat drei Anleger, die zu klein sind. Er soll 2030 dann nur noch zwei größere Anleger haben.
Auf der anderen Seite der Trave liegen der Schlutupkai 1 und 2. Die LHG betreibt sie. Der Schlutupkai 2 soll von 26,4 Hektar auf insgesamt 28,7 Hektar vergrößert werden. Er wächst indes in Richtung Wasser, weil dort neue Kaiflächen um 40 Meter vorgebaut werden sollen. Derzeit gibt es zwei Schiffsanleger, ein dritter soll dazugebaut werden.
Trave soll vertieft werden
Vor allem: Im Bereich Dänischburg/Siems soll die Trave vertieft werden – bis zum Herrentunnel. Dabei geht es um eine Wassertiefe von 9,5 Metern beziehungsweise 10,5 Metern. Der Grund dafür sind die größeren Schiffe mit mehr Tiefgang.
Lübecker Altstadt mit weniger Hafen
Nahe der lübschen Altstadt soll es weniger Hafen geben. Diese Terminals werden von privaten Hafenbetreibern und der LHG genutzt. Der Nordlandkai wird halb so groß. Derzeit ist er 44,6 Hektar groß und schrumpft auf 18,5 Hektar. Der Konstinkai fällt zum Großteil weg. Es verbleiben von 8,7 Hektar nur noch 0,2 Hektar. Der Roddenkoppelkai wird komplett aufgegeben.
Denn die Schifffahrt von Travemünde bis zur Altstadt dauert lange anderthalb Stunden. Und: Die größeren Schiffe können die Trave nicht mehr bis zur Altstadt befahren. So wird bereits Ladung vom Nordlandkai an den Skandinavienkai verlagert. Und: Der Konstinkai hat drei Anleger, zwei davon sollen wegfallen. Am Roddenkoppelkai fällt ein Liegeplatz weg.
Quelle: LN/Josephine v. Zastrow