Lübecks älteste maritime Gilde – die Schiffergesellschaft – plant einen Umbau des historischen Restaurants: Außerdem lockert die Bruderschaft die Aufnahme von Kapitänen. 75 Honoratioren kamen zum traditionellen Schmaus.
Auf die Schifferbrüder und die Schifferschwester: Paul-Friedrich Bauer (v. l.), Sven Stemmler und Peter Friedrich.
Lübecks älteste maritime Gilde – die Schiffergesellschaft – plant einen Umbau des historischen Restaurants: Zwei direkte, ebenerdige Zugänge sollen von den Sälen in den Garten führen. Außerdem hat die Bruderschaft die bereits bestehende Lockerung ihrer Aufnahmebedingung bestätigt. 75 Honoratioren waren nach der Jahreshauptversammlung der Gilde zu Gast.
Lübecks Schiffergesellschaft: Direkte Zugänge zum Garten des Restaurants
Was sich hinter der Tür zum Kapitänszimmer genau abspielt, das bekommen die Gäste beim gemütlichen Teil des Abends natürlich nicht mit. So viel aber hat der Chef der alten Gilde, Sven Stemmler, nach einer Kampfabstimmung verkündet: „Künftig wird es einen direkten Zugang vom Kapitäns-Salon und auch vom Lübeck-Hansezimmer zum Garten geben“, kündigte Stemmler den geplanten Umbau mit großen Glastüren an. „Damit bekommen wir mehr Licht in die Räume“, so der Ältermann, der von Baukosten im vierstelligen Bereich ausgeht. Die zweite, große Entscheidung betrifft die Frage, wen die Gesellschaft künftig in ihre Reihen aufnimmt. Einstimmig bestätigt wurde jetzt die bereits bestehende Regelung, auch Kapitäne aufzunehmen, die ihren Wohnsitz nicht in Lübeck oder der Umgebung der Hansestadt haben. „Denn wir haben immer noch die Befürchtung, dass wir künftig immer weniger Kapitäne haben“, sagt Stemmler. Und schließlich eine letzte, „heiß diskutierte“ Entscheidung zur kulinarischen Frage: Grünkohl oder Curry & Reis? „Die meisten wollten Grünkohl“, so Stemmler, der dann den Service des Restaurants Schiffergesellschaft auch bat, das deftige Kohlgericht aufzutischen.
Dank Virus: Begrüßung in Lübeck per Ellenbogen
Immer wenn die Schifferbrüder und die einzige Schifferschwester zu Tisch bitten, gibt es viel zu erzählen, und viel zu hören: So verriet Stemmler, der Hamburger Berufslotse, dass sich in Zeiten des Coronavirus er und seine Kollegen nur noch mit den Ellenbogen statt mit Handschlag zur Begrüßung berühren: „Stellen Sie sich mal vor, alle Lotsen müssten in Quarantäne – dann hätte der Hamburger Hafen ein Problem“, so Stemmler, der die Gäste mit einer dramatischen Geschichte über den portugiesischen Seefahrer und Weltumsegler Ferdinand Magellan unterhielt. Aber Stemmler fand auch zur regionalen Situation einer Wasserstraße ein paar Worte: „Jeder, der vor großen Aufgaben steht – wie zum Beispiel eine Bundesregierung von der Wichtigkeit eines regionalen Projekts wie dem Ausbau eines Kanals zu überzeugen – kann sich durch Geschichten von Seefahrern inspirieren lassen. „Der Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals ist seit Kurzem wieder stärker infrage gestellt. Inwieweit das zu dem neuen Hafenentwicklungsplan der Stadt Lübeck passt, ist mir noch nicht ganz klar.“ „Wer von Ihnen also an der Verwirklichung des Hafenentwicklungsplans Lübecks oder dem Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals arbeitet, dem rate ich mindestens ebenso mutig, klug und entschlossen wie Magellan ans Werk zu gehen – und sich nicht durch Rückschläge entmutigen zu lassen.“
Viele Honoratioren zu Tisch
Den Abend genossen unter anderem Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD), Senatoren, sowie Gäste aus Lehre und Forschung, der Politik, Kultur, den Vereinen, aus Handel, Wirtschaft, Verkehr, Fischerei, Kirche und Behörden.
Quelle: Bild und Text/Rüdiger Jacob/LN