Der Lübecker Hafen bekommt einen weiteren Chef: Mitten in der Sanierung der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) wird die Führungsspitze in dem städtischen Unternehmen verdoppelt. Das sind die Gründe.
Der LHG-Chef: Sebastian Jürgens (57) leitet seit 2014 das größte städtische Unternehmen.
Der Lübecker Hafen hat künftig zwei Chefs. Mitten in der Sanierung der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) wird die Führungsriege vergrößert. Nach LN-Informationen werden künftig zwei Männer in der Chefetage des größten städtischen Unternehmens sitzen: LHG-Chef Sebastian Jürgens – und neu Ortwin Harms. Der 62-Jährige ist ein Urgestein im Hafen und seit 30 Jahren bei der LHG. Derzeit ist er der Bereichsleiter für Vertrieb und Marketing.
Ab wann gibt’s den zweiten Hafen-Chef?
Offiziell wird es am 12. März. Dann tagt der LHG-Aufsichtsrat und wird empfehlen, Harms zum zweiten Geschäftsführer zu machen. Die Gesellschafter ernennen ihn dann – die Stadt Lübeck und der Finanzinvestor Rreef. Die Bürgerschaft muss nicht zustimmen. Es wird aber kein Protest aus der Politik erwartet. Der bisherige LHG-Chef Jürgens soll Sprecher der Geschäftsführung werden. Bürgermeister Jan Lindenau (SPD): „Ich bin überzeugt davon, dass die Doppelspitze die LHG deutlich voranbringen wird.“
Der zweite Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG): Ortwin Harms (62)
Der Mann ist ein Urgestein im Hafen
Der Hintergrund: Seit Monaten gibt es Unruhe bei den Hafenarbeitern. Ein Arbeitsdirektor wurde gefordert, der von den Arbeitern in die Führungsetage gehoben wird. Ein Arbeitsdirektor ist es nun nicht geworden – aber ein zweiter Geschäftsführer, der schon lange in dem Unternehmen arbeitet. Harms verhandelt beispielsweise mit den Kunden. Er war zuvor Terminalleiter des Nordlandkais bis 2009. Davor hat er schon in fast allen Bereichen der LHG gearbeitet.
Das Besondere dabei: Die LHG steckt mitten in der Sanierung – und bekommt jetzt doch einen weiteren Geschäftsführer. Dabei hatte sich das Unternehmen erst Mitte 2017 von einem zweiten Mann in der Chefetage getrennt. Ulf Benno Krüger war der kaufmännische Geschäftsführer. Er musste gehen – wegen der Sanierung. Sein Posten war der Beitrag der Chefetage zur Kostensenkung.
Sanierung der LHG
Umso überraschender, dass es nun wieder einen zweiten Mann in der Chefetage gibt. So paradox es klingt: Der Grund ist wiederum die Sanierung. Gestartet ist sie im Januar 2018, beendet soll sie Ende Februar 2022 sein. Die Stadt verzichtet auf insgesamt 17 Millionen Euro an Pacht, die Hafenarbeiter auf 17 Millionen Euro Lohn. Am Ende der Sanierung muss die LHG ein Plus von etwa zehn Millionen Euro haben. Das scheint aussichtslos – auch wegen Corona. Zuletzt hat die LHG ein Millionen-Minus eingefahren.
Darum gibt es einen zweiten Hafen-Chef
Die Lösung: Die Stadt soll weiter auf Pacht verzichten. Nicht auf alles, aber vielleicht auf die Hälfte. Ein Gutachter prüft gerade, wie das Ganze mit dem EU-Recht in Einklang zu bringen ist. Und: Die Hafenarbeiter sollen weiter auf Geld verzichten – oder zumindest nach der Sanierungszeit keinen dicken Aufschlag bekommen. Das allerdings muss jemand verhandeln, der gut mit den Hafenarbeitern kann. Harms gilt als ruhig, gelassen – und soll das Vertrauen der Arbeiter genießen.
Schwieriger Job im Hafen
Zwar hat LHG-Chef Sebastian Jürgens in der Vergangenheit etliche Tarifverträge mit den Arbeitern abgeschlossen. Aber: Ob er die LHG in Pandemie-Zeiten auf Kurs bringen und gleichzeitig harte Verhandlungen mit Gewerkschaften und Arbeitern führen kann – daran darf zumindest gezweifelt werden. Oder wie Lindenau sagt: „Die Folgen der Pandemie stellen für die LHG während der laufenden Restrukturierung eine besondere Herausforderung dar.“ Personalstrategie und Tarifpolitik seien für die Zukunft der LHG von entscheidender Bedeutung. Daher soll Harms diesen Part übernehmen. Alle sind einverstanden mit dem zweiten Chef in der Führungsebene mitten in der Sanierung.
Quelle:
Text: Josephine von Zastrow/LN
Bilder: LHG
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