Die Ladungsmenge an Bord der den Elbe-Lübeck-Kanal nutzenden Binnenschiffe ist auch 2022 weiter zurückgegangen – sogar überdurchschnittlich. Das geht aus Zahlen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) in Lauenburg und des Statistischen Bundesamt (Destatis) hervor. In der Schleuse in Lauenburg hatten die Frachter im Jahr 2022 genau 418.139 Tonnen Ladung an Bord, im Vorjahr waren es noch 464.609 Tonnen. Am anderen Ende, in der Schleuse Büssau, wurden 256.430 Tonnen gezählt, 2021 waren es 341.172 Tonnen.

Transportmenge ging um 25 Prozent zurück

Während nach Erfassungen von Destatis die Binnenschifffahrt in Deutschland 6,4 Prozent weniger Güter beförderte als im Vorjahr, ging die Transportmenge in Lauenburg um zehn und in Büssau sogar um 25 Prozent zurück. Wie das Statistische Bundesamt jetzt mitteilte, wurden auf den deutschen Binnenwasserstraßen insgesamt 182 Millionen Tonnen Güter transportiert (2021: 195 Millionen Tonnen). Das war das niedrigste Transportaufkommen seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990, heißt es.

Mit ursächlich für diesen Tiefststand dürften nach Destatis-Einschätzung vor allem die Rückgänge in der Produktion wichtiger Transportgüter sowie eine Phase mit Kleinwasser im August 2022 gewesen sein. Das Transportaufkommen im Jahr 2022 blieb sogar um 11 Prozent hinter dem des Vor-Corona-Jahres 2019 zurück. Damals hatte die Güterbeförderung in der Binnenschifffahrt bei 205 Millionen Tonnen gelegen. 2019 wurden an der Einfahrt zum Elbe-Lübeck-Kanal in Lauenburg 505.325 Ladungstonnen registriert. Zum Vergleich: 2001 hatte das WSA noch 1,48 Millionen Tonnen Ladung erfasst.

Ist die Binnenschifffahrt nicht mehr attraktiv?

Eine Erklärung, wieso sich dieser Trend im Elbe-Lübeck-Kanal nicht stoppen lässt, hat man beim WSA nicht. Und auch die Wirtschaft beteuert immer wieder, die 1900 eingeweihte Wasserstraße als Verbindung von der Ostsee ins deutsche Kanalnetz nutzen zu wollen. Nur – das passiert nicht. Die 60 Kilometer sind der kürzeste Weg, um von der Ostsee über die Elbe nach Hamburg oder über den Elbeseitenkanal weiter ins Binnenland zu gelangen. Immer wieder wird dem Binnenschiff zugesprochen, das bessere Transportmittel gegenüber Lastwagen und Schiene zu sein. Doch die Schiene bedient die Kunden auch ohne den Einfluss von Niedrigwasser und die Laster fahren eben „just in time“ vor. Beide Aspekte dürften bei potentiellen Kunden der Binnenschifffahrt abschreckend wirken.
Wurden 2019 noch 1086 Frachter in der Lauenburger Schleuse gezählt, waren es im vergangenen Jahr nur noch 878 und in Büssau 560. Erneut der Vergleich zu 2001 in Lauenburg: Damals passierten 4488 Frachter die Schleuse.

Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals

Dass die Entwicklung nicht durchgängig negativ ist, zeigt sich beim Blick auf die monatliche Auswertung der Schleusenzahlen durch das WSA. So wurden im April 2022 noch 45.525 Tonnen Ladung erfasst, im Oktober 2022 hingegen nur 21.253. Transportiert wurden vor allem forst- und landwirtschaftliche Erzeugnisse (63.400 Tonnen), Baustoffe (240.000 Tonnen), Dünger (41.000 Tonnen) sowie Erze und Metalle (27.000 Tonnen).

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lübeck etwa fordert seit Jahren den Ausbau des 60 Kilometer langen Elbe-Lübeck-Kanals und seiner Schleusen. Die müssten von 80 auf 115 Meter wachsen – das Maß, das es bereits seit 2006 in Lauenburg gibt. Zwar war ein Ausbau politisch bereits beschlossen, doch die dafür in Lauenburg eingestellten Ingenieure kümmern sich längst um andere Vorhaben.

 

Quelle: Timo Jann/LN


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