Torben Brenker (40) ist neues Mitglied der Schiffergesellschaft, Lübecks ältester Gilde. Der Bereichsleiter des städtischen Fährbetriebes in Travemünde ist stolz, Schifferbruder zu sein. Die Kapitäne suchen noch weiteren Nachwuchs.
Drei Monate war er Aspirant, und nachdem keiner der Schifferbrüder und die einzige Schifferschwester ein Veto eingelegt haben, wurde Torben Brenker Mitglied in Lübecks ältester Gilde. „Das ist eine ganz große Ehre“, bekennt der Mann, der im Beruf die Geschicke des Travemünder Fährbetriebs der Stadt leitet. Brenker ist gebürtiger Wedeler und vor 16 Jahren nach Travemünde gekommen. Jetzt ist der 40-Jährige ein Schifferbruder.
Seefahrer: Kleiner Kreis, großer Austausch
Der Mann, der 17 Jahre lang zur See gefahren ist, war auch an Bord von Kreuzfahrern. Seine Aufnahme in der Schiffergesellschaft, die noch weiteren Nachwuchs sucht, sieht Brenker unter anderem als „Chance, den wichtigen Austausch unter Fachleuten“ zu pflegen. „Da der Kreis der Seefahrerbranche in Deutschland inzwischen klein ist, freue ich mich, bei den Schifferbrüdern, aber auch im Vorstand des Nautischen Vereins zu sein“, sagt der Kapitän. Am Sonnabend war das neue Mitglied der 38 Köpfe zählenden Gilde am traditionellen Seefahrergottesdienst in St. Jakobi und dem anschließenden Treffen in der historischen Gaststätte Schiffergesellschaft terminlich verhindert.
(Kapitän Torben Brenker ist neues Mitglied der alten Gilde. Foto: privat)
Und so hat Torben Brenker einen sehr stimmungsvollen Gedenkgottesdienst, geleitet vom Jakobi-Pastoren-Ehepaar Kathrin und Lutz Jedeck verpassen müssen. Die Geistlichen legten den Fokus auf jene Menschen, die auf hoher See geblieben sind.
Feierliche Kranzniederlegung am Rettungsboot der „Pamir“
Traditionell wird neben den Gebeten Maritimes gesungen. Der Möwenschiet-Chor versetzte das mit etwa 140 Gästen besetzte Gotteshaus in eine besondere Stimmung, gefolgt von der feierlichen Kranzniederlegung durch Schifferbrüder, darunter Sven Stemmler, Ältermann der Gilde. Die Abordnung erinnerte an den Untergang der „Pamir“ – dem Schwesterschiff der „Passat“ – im Jahre 1957, und an sechs junge Männer, die die Havarie in Rettungsbooten überlebt hatten. Eines der Boote befindet sich heute in St. Jakobi, der nationalen Gedenkstätte der zivilen Schifffahrt – der Kirche der Schiffer, Bootsleute, Seefahrer und Fischer.
Quelle: LN/Rüdiger Jacob
Das Haus der Schiffergesellschaft wurde 1535 als Gildehaus gekauft und ist bis heute erhalten. Seit Jahrhunderten versammeln sich dort die Lübecker Kapitäne zum Erfahrungsaustausch und übernahmen auch wichtige Funktionen in der Hafenverwaltung, die der Senat ihnen übertragen hatte. Als 1866 der Zunftzwang durch ein Gewerbegesetz außer Kraft trat, entschieden sich die Mitglieder die Organisation als freie Genossenschaft weiterzuführen. Um Einnahmen zu erzielen, die der Erhaltung des Hauses dienten, wurde das Gildehaus verpachtet und ist heute die „klassischste Kneipe der Welt“. Besucher aus aller Welt tafeln an den langen Bankreihen an denen in alten Zeiten die Schonenfahrer, die Bergenfahrer, die Nowgorodfahrer und die Bordeauxfahrer saßen. Neben dem Holstentor und dem Lübecker Marzipan gehört die Schiffergesellschaft zu den bedeutenden nicht nur- touristischen Attraktionen der Hansestadt.
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