Scandlines: 57 Prozent weniger Passagiere auf Fähren von und nach Deutschland
Die Corona-Reiserestriktionen und Grenzschließungen haben die dänische Passagierschifffahrt insgesamt schwer getroffen. Die Branche hofft auf ein Umdenken der Politik.
(Nicht nur bei Scandlines ist die Zahl der Passagiere, die eine Tour ins Ausland unternahmen, deutlich eingebrochen. Foto: Scandlines)
Deutlich mehr Urlauber haben den Sommer aufgrund der Corona-Reisebeschränkungen in ihrer dänischen Heimat verbracht als dies früher der Fall war. Eine Folge: Die Fähren von Dänemark nach Deutschland, Schweden und Norwegen waren diesen Sommer ungewöhnlich leer.
Im Juni, Juli und August hat sich die Zahl der Passagiere im Vergleich zum Vorjahr bei Scandlines, Fjord Line, ForSea und DFDS halbiert, zeigen Zahlen des Verbandes Danske Rederier.
Dessen stellvertretender Geschäftsführer Jacob K. Clasen zeigt sich vom Ausmaß des Rückganges überrascht: „Wir waren uns darüber im Klaren, dass der Sommer außergewöhnlich sein würde und dass die Reiselust geringer ausfallen würde. Aber die Reisefreudigkeit ist deutlich geringer gewesen.“
Hoffen auf Herbst und Winter – und die Regierung
Im Frühjahr waren mehrere Routen vorübergehend komplett eingestellt worden, andere wurden in niedrigerer Frequenz bedient.
Für gewöhnlich haben die Auslandsfähren 41 Prozent ihrer Passagiere in den Sommermonaten. Nun hofft die Branche, die Bilanz im Herbst und Winter etwas weniger negativ gestalten zu können.
„Wir sind in den kommenden Monaten davon abhängig, dass die Infektionszahlen unter Kontrolle kommen und dass die Reisebeschränkungen abgeschafft werden. Dann kommt die Reiselust hoffentlich wieder“, meint Clasen.
Regierungsmaßnahmen laut Scandlines mitverantwortlich
Auf den Scandlines-Linien Rødby-Puttgarden und Gedser-Rostock sind die Passagierzahlen in den Sommermonaten um 57 Prozent gesunken. Corona alleine hätte diesen Einbruch wohl kaum verursacht, sagt Scandlines-Geschäftsführer Søren Poulsgaard Jensen – diese Entwicklung sei durch die Grenzschließungen der Regierung und der Aufforderung an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben, forciert worden.
Die Reedereien haben unterdessen die staatlichen Hilfspakete angenommen, um Mitarbeiter mit Lohnausgleich nach Hause zu schicken und feste Ausgaben zu decken.
Doch der Sommer 2020 werde in der Branche nichtsdestotrotz viele Arbeitsplätze kosten, prophezeit der Scandlines-Geschäftsführer. „Es zeichnet sich ein deutlicher Umsatzverlust ab, den wir noch nicht ganz berechnet haben. Auf das Routenangebot wird sich das wohl nicht auswirken, aber selbstredend wird es Konsequenzen für die Arbeitsplätze haben“, so Poulsgaard Jensen.
Textquelle: Der Nordschleswiger