Auf dem Gelände des Maritimen Industrie- und Gewerbeparks Volkswerft in Stralsund wird derzeit ein neues Schiff gebaut. In der großen, schon von weit sichtbaren Schiffbauhalle hat die Ostseestaal GmbH & Co. KG am Mittwoch, dem 09. November, eine für die Hansestadt Lübeck bestimmte Elektro-Autofähre auf Kiel gelegt.
Im März dieses Jahres war das Stralsunder Unternehmen von der Stadtverkehr Lübeck GmbH mit dem Bau des als Doppelendfähre konzipierten Schiffes beauftragt worden. Die Elektro-Autofähre wird künftig den Lübecker Stadtteil Travemünde mit der ebenfalls zur Hansestadt gehörenden Halbinsel Priwall verbinden.
„Die Priwall-Fähre ist ein weiterer elektrisch angetriebener Neubau für die berufliche Binnenschifffahrt, dieses Schiff kann neben Personen auch Fahrzeuge transportieren. Ganz besonders stolz macht mich, dass wir die ersten sind, die nach langer Zeit wieder, in dieser symbolträchtigen Halle ein Schiff auf Kiel legen.“, hob Philipp Peuß, Marketing Manager bei Ostseestaal und Ampereship hervor, zu der er auch Vertreter der Stadtverkehr Lübeck GmbH begrüßte. Ostseestaal hatte bereits im Herbst 2017 mit der „Sankta Maria II“ die weltweit erste Elektro-Autofähre für Binnengewässer abgeliefert und in diesem Jahr drei weitere elektrische Passagierschiffe abgeliefert.
Die neue 37 Meter lange und 13,5 Meter breite Lübecker Elektro-Autofähre kann für die 240 Meter lange Überfahrt über die Trave bis zu 300 Personen sowie 15 Fahrräder und 18 Pkw bzw. 12 Pkw plus zwei Lkw an Bord nehmen. Der aus Stahl gefertigte Neubau wird von den Firmen Ostseestaal und Ampereship gefertigt. „Bei der Priwall-Fähre handelt es sich um ein sehr komplexes und anspruchsvolles Projekt. Das Schiff wird so konzipiert, dass es im Nachgang mit minimalem Aufwand auf einen komplett emissionsfreien Antrieb umgestellt werden kann. Hier werden bewusst unterschiedliche Optionen wie Wasserstoff oder Batterievollelektrik offengehalten“, betonte Ingo Schillinger, verantwortlicher Business Unit Manager bei Ampereship. „Die Entscheidung, welche Antriebsart zukünftig genutzt werden soll, ist noch offen, so dass das Schiff einen sogenannten Range Extender in Form eines Dieselgenerators benötigt, um die Reichweite der Fähre zu verlängern. Dennoch wird das Schiff schon in der ersten Phase täglich mehr als 50 Prozent vollelektrisch und in diesem Zeitraum komplett emissionsfrei betrieben werden können.“
Angetrieben von zwei 231-kW-Voith-Elektroaggregaten wird die Autofähre täglich bis zu 24 Stunden auf der Trave im Einsatz sein, verdeutlicht Manager Ingo Schillinger die besondere schiffbau- und ingenieurtechnische Herausforderung. Das Schiff verkehrt mit einer Dienstgeschwindigkeit von 6 km/h. Möglich ist eine maximale Geschwindigkeit von 14 km/h.
Im Verbund von Ostseestaal und Ampereship sind bisher 15 Elektro-Solarschiffe für verschiedene Einsatzfälle gebaut worden. Nach dem Neubau für die Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB) in Konstanz (Baden-Württemberg) vor wenigen Wochen, ein Elektro-Solar-Fahrgastschiff für 300 Personen ist dies ein weiteres Schiff in neuen „Leistungs- und Größendimensionen“, so Manager Ingo Schillinger.
Daten & Fakten zur Lübecker Fähre:
Länge: 37,00 Meter
Breite: 13,50 Meter
Dienstgeschwindigkeit: 6 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 14 km/h
Anzahl Fahrgäste: 300
Anzahl Fahrräder: 15
Anzahl Fahrzeuge: 18 Pkw bzw. 12 Pkw plus 2 Lkw (je 45 t)
Solarmodule: ca. 8 kWp
Batteriekapazität: 864 kWh
Antrieb: 2 x 231 kW Voith-Elektro-Antriebe
CO2 Einsparung:
1. Schritt ca. 159.000 kg CO2/Jahr
2. Schritt ca. 490.250 kg CO2/Jahr
Quelle: Pressemitteilung Ostseestaal GmbH & Co. KG
(Bild oben von links: Alexander Badrow, Oberbürgermeister Stralsund; Ingo Schillinger, Manager Ampereship und Andreas Ortz, Geschäftsführer Stadtverkehr Lübeck)
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