Es geht nur langsam aufwärts im Lübecker Hafen: Das Wachstum liegt pro Jahr bei 2,3 Prozent. 2030 sollen 37,5 Millionen Tonnen umgeschlagen werden. Das ist die Prognose der Lübecker Hafenbehörde.
Der Lübecker Hafen wächst langsam. In den nächsten zehn Jahren soll der Umschlag pro Jahr um 2,3 Prozent wachsen. Damit würde er von heute 25 Millionen Tonnen auf 37,5 Millionen Tonnen in 2030 steigen. Das ist die Prognose der Hafenbehörde, der Lübeck Port Authority (LPA). Ihr Chef Guido Kaschel sagt: „Das ist eine optimistische Steigerung, die aber zu erreichen ist.“
Alte Prognose sagte mehr Umschlag vorher
Allerdings: Die Prognose fällt heute noch etwas bescheidener aus als 2013. Damals sagte die Seeverkehrsprognose des Bundes 40 Millionen Tonnen Umschlag bis 2030 vorher. Bemerkenswert: Vor der Wirtschaftskrise 2008 träumte man in Lübeck noch von ganz anderen Zahlen. 2006 wurden satte 53 Millionen Tonnen Umschlag in 2020 vorhergesagt. Diese Rekordzahl wird der Lübecker Hafen dieses Jahr auf keinen Fall erreichen. Denn in 2019 wurden gerade 25 Millionen Tonnen umgeschlagen – weniger als die Hälfte der damaligen Prognose.
Lübecker Hafen-Gesellschaft: Kein Wachstum für 2019
Das Problem: Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) ist größter Hafenbetreiber – und das mehrheitlich städtische Unternehmen steckt mitten in der Sanierung. Das Ergebnis der LHG für 2019 ist durchschnittlich. „Wir sind insgesamt zufrieden“, sagt LHG-Chef Sebastian Jürgens. Bis September habe die LHG auf Wachstumskurs gelegen. Aber: „Die konjunkturelle Entwicklung hat auch uns eingeholt.“ Die Zahlen: Für 2019 hat die LHG 22,1 Millionen Tonnen umgeschlagen und damit das Umschlags-Ergebnis von 2018 erreicht. Auf vermieteten Flächen hat die LHG ebenfalls Waren umgeschlagen. Damit verbessert sich das Ergebnis marginal auf 22,3 Millionen Tonnen.
Hafen: Schiff auf Schiene mit Rekordergebnis
Im Detail: Im RoRo-Bereich hat die LHG 730 000 Trailer, Container und Lastwagen abgefertigt – so viel wie schon 2018. Ein leichtes Minus verzeichnet die LHG im Papiergeschäft. Der Grund: Streiks in Finnland. Ein Plus indes gibt es bei Passagieren: 445 000 Reisende wurden abgefertigt, eine Steigerung um sechs Prozent. Steil nach oben geht die Kurve beim Geschäft Schiff auf Schiene. Ein Rekordergebnis mit 113 400 Trailern und Containern fuhr die LHG-Tochter Baltic Rail Gate ein. Sie betreibt eine große KV-Anlage am Skandinavienkai. Dort kommen Trailer und Container per Schiff an, werden entladen und dann mit Hilfe einer riesigen Kran-Brücke auf Waggons verladen. Von dort geht es per Eisenbahn weiter in andere teile Deutschlands und Europas.
Aktuell: Ausbau des Skandinavienkais
Wie geht es weiter? Das prognostizierte Wachstum von 2,3 Prozent pro Jahr müssen die Hafenbetreiber wie die LHG realisieren. Damit die LHG diese angenommene Steigerung der Waren umschlagen kann, muss der Hafen wachsen. Daher baut die Hafenbehörde LPA die Hafenflächen aus. Aktuell wird der Skandinavienkai erweitert – um 16 Hektar auf knapp 83 Hektar. Der Umbau kostet fast 74 Millionen Euro.
Bis 2030: Kein Hafenausbau am Dummersdorfer Ufer
Allerdings: Angesichts der überschaubaren Steigerung der Umschlagszahlen, geht es bis 2030 nicht um eine große Erweiterung der Hafenflächen. Damit ist das Dummersdorfer Ufer zunächst vom Tisch. Das Naturschutzgebiet ist steter Zankapfel, wenn es um Hafen-Entwicklung geht. Denn es grenzt direkt an den Skandinavienkai – und ist die einzige Fläche für eine große Erweiterung. Statt Vergrößerung wird es eher um eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Hafenflächen gehen. Beispiel: Lastwagen und Trailer müssen nicht mehrere Tagen an den Kaikanten geparkt, sondern könnten auch woanders abgestellt werden.
Größere Schiffe, größere Anleger
Außerdem müssen die Anlagen auf den Terminals erweitert werden, weil es immer größere Schiffe gibt. Und die brauchen immer größere Anleger. Die Schiffen wachsen von derzeit 220 Meter Länge und 30 Meter Breite auf dann 250 Meter Länge und 38,5 Meter Breite. Für diese mächtigen Schiffe ist kein Terminal ausgelegt: Anleger fünf soll daher ausgebaut werden. Und: Die Züge werden immer länger. Das KV-Terminal hat Gleislängen von 620 Metern. Gebraucht werden 740 bis 850 Meter Länge.
Neuer Hafenplan muss durch die Bürgerschaft
Wie genau Hafenflächen organisiert und Anlagen vergrößert werden sollen, steht im neuen Hafenentwicklungsplan 2030. Der ist im Februar oder März fertig. Die Bürgerschaft muss ihn absegnen. Das soll voraussichtlich Ende März geschehen.
Quelle: LN/ Josephine von Zastrow