Claus Ruhe Madsen (CDU), der Wirtschafts- und Verkehrsminister von Schleswig-Holstein, erwartet von der künftigen Bundesregierung einen stärkeren Blick auf die deutschen Hafenstandorte. Das sei allein wegen der aktuellen geopolitischen Lage erforderlich, um auf mögliche Bedrohungen reagieren zu können. Das erklärte der Minister am Donnerstag in einem exklusiven Gespräch mit dem THB am Rande der Verkehrsfreigabe eines Teilstücks der Umgehungsstraße von Schwarzenbek im Zuge der B 209.
(Die Häfen, hier Travemünde, müssten wegen der globalen Entwicklung gestärkt werden, wird erwartet, Foto: Timo Jann)
„Die künftige Bundesregierung wird den Häfen eine ganz andere Bedeutung geben“, zeigte sich Madsen in dem Gespräch überzeugt. In dem Zusammenhang seien auch Investitionen in die Infrastruktur dringend nötig. „Vor allem auch in eine ordentliche Hinterlandanbindung“, so Madsen. Das wiederum würde auch insgesamt der maritimen Wirtschaft im Land helfen und positive Effekte auf die Konjunktur im Norden haben.
Erst am Vortag hatte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schleswig-Holstein ihre aktuelle Konjunkturumfrage veröffentlicht. Rund zweieinhalb Wochen vor der Wahl des neuen Bundestags sei die Unsicherheit in der Wirtschaft groß, meldete die IHK. „Die Unternehmen brauchen schnellstmöglich stabile Regierungsverhältnisse und eine entschlossene Wirtschaftspolitik. Deutschland steckt in einer tiefgreifenden konjunkturellen und strukturellen Krise, und die Politik darf nicht weiter zögern“, erklärte Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein, bei der heutigen Konjunkturpressekonferenz.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit zwei Jahren in einer Rezession. Auch der aktuelle Konjunkturklimaindex für Schleswig-Holstein liegt bei 87,2 Punkten und damit weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Ein echter Aufschwung ist nicht in Sicht, teilt die IHK mit. Und auch die Geschäftserwartungen für 2025 seien äußerst pessimistisch: Nur noch neun Prozent der Unternehmen erwarten in den nächsten zwölf Monaten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation, jedes dritte Unternehmen rechnet mit einer weiteren Verschlechterung.
Madsen setzt dennoch auf Erfolge, wie jüngst bei der Übernahme der insolventen FSG-Nobiskrug-Gruppe durch Rönne rund Lürssen. „Da ist ja besonders gut, dass da echte Schiffbauer eingestiegen sind, das ist ein tolles Signal“, sagt der Minister. Und er habe am Mittwoch ein Gespräch mit dem CEO von TKMS in Kiel gehabt und dort wurde ihm von vollen Auftragsbüchern erzählt.
Unterdessen bleibt laut IHK auch die Investitionsneigung der schleswig-holsteinischen Wirtschaft schwach: Der Anteil der Unternehmen, die weniger investieren wollen, stieg auf 36 Prozent, während 23 Prozent steigende Investitionen planen. Goldbeck: „Die für das Wachstum wichtigen Kapazitätserweiterungen werden immer seltener als Hauptmotiv für Investitionen genannt. Was uns besorgt, ist, dass zwei von drei Unternehmen nur noch in den Ersatzbedarf investieren. Unsere Betriebe verlieren an wirtschaftlicher Substanz.“
Quelle: Timo Jann, THB Täglicher Hafenbericht