Mikko Juelich hat viele Jahre bei Finnlines gearbeitet, danach bei Containerships und ist seit vergangenem Herbst Deutschland-Chef von Stena Line. Der 48-Jährige ist gebürtiger Lübecker. Das hat er vor.
Es ist windig, es ist kalt am Skandinavienkai. Die Fähre Stena Livia hat gerade die Laderampe abgesenkt, liegt am Anleger 8, und die Mannschaft bereitet sich darauf vor, das 186 Meter lange Schiff mit Trailern, Lastwagen, Neuwagen und Spezialtransporten zu füllen. „Wir haben Ende 2021 die Frachtkapazität um 40 Prozent erhöht“, berichtet Mikko Juelich, Deutschland-Chef der Stena Line, die sich als eine der größten Fährreedereien der Welt bezeichnet.
Aber das Schiff nimmt nicht nur jede Mengen Waren an Bord. Es bietet auch Platz für 750 Passagiere. „Wir haben uns vorgenommen, den Passagierverkehr stärker zu entwickeln“, sagt Mikko Juelich, der in Lübeck geboren wurde und dessen Mutter Finnin ist – deshalb der ungewöhnliche Vorname. Viele Fährschiffe würden maximal ein Dutzend Passagiere mitnehmen. Das ist bei den Fähren „Stena Flavia“ und „Stena Livia“ anders. Die Schiffe beherbergen neben vielen Kabinen auch ein Restaurant, einen Supermarkt und ein Kino.
Seit neun Jahren fährt Stena Line nun zwischen Travemünde und dem lettischen Hafen Liepaja. Sechs Abfahrten vom lübschen Ostseebad sind es pro Woche. Früher dauerte eine Überfahrt 28 Stunden, mit den beiden modernen Fähren sind es nur noch 20 bis 22 Stunden. Europaweit ist die Stena Line mit 37 Schiffen unterwegs, sechs davon in Deutschland. Neben Travemünde fährt die schwedische Reederei auch von Kiel und Rostock.
Die Entscheidung, die Passagierbeförderung kräftig aufzustocken, fiel mitten in der Corona-Pandemie. „Wir haben trotzdem ein deutliches Wachstum“, sagt der Deutschland-Chef, „allerdings noch keine Vollauslastung.“ Anders als beispielsweise in Kiel ist die Passagierbeförderung nicht das Hauptgeschäft im Lübecker Hafen. Pro Jahr sind etwas mehr als 400 000 Passagiere an Bord der Fähren aller Reedereien. Ende der 1980er Jahre waren es noch fast 2,5 Millionen. Der Kieler Hafen zählte 2021 rund 922 000 Passagiere.
Überfahrt mit dem Wohnmobil ab 99 Euro
Das Baltikum sei für Touristen interessant, ist Mikko Juelich überzeugt: „Wir haben viele Gäste, die mit dem Wohnmobil oder mit dem Wohnwagen dorthin reisen.“ Aber auch viele Geschäftsreisende setzen nach Liepaja über, um dann auf dem Landweg weiter nach Riga zu reisen. Laut Stena Line kostet die Überfahrt für einen Fahrer mit Pkw ab 89 Euro, Überfahrten mit dem Wohnmobil sind ab 99 Euro buchbar.
Die schwedische Reederei erprobe auch neue Antriebstechniken, erklärt der Deutschland-Chef: „In Kiel fahren unsere Fähren seit 2015 mit Methanol.“ Von Flüssiggas, LNG, hält Juelich nicht so viel: „Das ist auch ein fossiler Brennstoff.“ Stena Line plane mit vollelektrischen Schiffen, die aber frühestens 2028 zum Einsatz kommen.
Quelle: LN / Kai Dordowsky
0 Kommentare