Jetzt wird’s ernst: Lübecks Hafenarbeiter fordern massiv mehr Geld. Wegen der Sanierung der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) hatten sie jahrelang auf Lohn verzichtet. Das sind ihre Forderungen.
Zoff im Hafen: Eine satte Lohnerhöhung fordern die Hafenarbeiter der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG). „Jetzt ist es Zeit zum Handeln, Kämpfen und Durchsetzen“, schreibt die Gewerkschaft Verdi auf einem Flugblatt. „Die Zeit der Demut ist vorbei.“ Denn die Beschäftigten der LHG haben auf Gehalt verzichtet – mehrere Jahre.
Der Hintergrund: Die LHG wird derzeit noch saniert. Die Sanierung des städtischen Unternehmens startete 2018 und endet dieses Jahr. Dafür wurde ein Rettungsschirm aufgespannt von 34 Millionen Euro. Die Beschäftigten der LHG haben auf Lohn in Höhe von 17 Millionen Euro verzichtet. Die Stadt hat auf Pacht verzichtet – ebenfalls in Höhe von 17 Millionen Euro.
Hafenarbeiter: Das sind die Forderungen
Deshalb wollen die Hafenarbeiter mehr Geld. Satte zwölf Prozent mehr Lohn fordern sie. Das sind 2,50 Euro mehr pro Stunde. „Das ist viel Geld“, gibt Verdi-Verhandlungsführer Christian Manke zu. Aber: „Wir haben Nachholbedarf.“ Gezahlt werden soll die Erhöhung ab 1. Juni – für zwölf Monate. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll am 31. Mai 2023 enden.
Darum wollen die Hafenarbeiter mehr Lohn
Drei Argumente nennt Verdi. Nummer eins: der Verzicht. Die Hafenarbeiter haben während der Sanierungszeit der LHG auf Lohn verzichtet – wie die anderen Beschäftigten auch. Laut Verdi sind das 43 000 Euro pro Hafenarbeiter. Dadurch würde auch die Rente kleiner. Dabei geht es um knapp 35 Euro pro Monat. Nummer zwei: keine Lohnerhöhung seit 2015. Da gab es die letzte Gehaltssteigerung, die über der Inflationsrate lag und bis 2016 lief. Es folgten zwei Nullrunden. Während der Sanierungszeit gab es drei Lohnsteigerungen von 1,1 Prozent.
Nummer drei: der Vergleich mit den Angestellten. Bei der LHG arbeiten 600 Menschen, davon etwa 350 Hafenarbeiter und 250 Angestellte. Beide haben unterschiedliche Tarife. Die Angestellten werden nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt (TVöD). Der ist niedriger als der Tarif der Hafenarbeiter. Die Angestellten haben während der Sanierung ebenfalls auf Geld verzichtet. Ihr Gehalt aber innerhalb von drei Jahren an den dann geltenden TVöD angeglichen. Die Hafenarbeiter wollen ebenfalls einen Angleich an das frühere Lohnniveau plus Gehaltssteigerung.
Das sagt der Geschäftsführer der LHG
Mit Unverständnis reagiert die Chefetage der LHG. „Unsere anfänglich geäußerten Sorgen um die LHG sind noch größer geworden“, sagt Chef Sebastian Jürgens. Es erschließe sich ihm nicht, wie eine solche Tarifforderung mit dem bestehenden Geschäftsmodell erfüllt werden kann. Vor dem Hintergrund der Sanierung des Unternehmens sagt Jürgens: „Wer einen gerade Genesenen bei schlechtem Wetter auf die Marathon-Strecke schickt, riskiert seine Gesundheit.“
Blick zum Hafen Rostock
Blick nach Rostock: Die beiden Häfen Lübeck und Rostock spielen in derselben Liga. In Rostock wurden 2021 gut 26 Millionen Tonnen umgeschlagen, im Lübecker Hafen waren es knapp 24 Millionen Tonnen. Aber: Trotz gleicher Umschlagszahlen, verdienen die Hafenarbeiter in Rostock weniger. Das ist das stets wiederkehrende Argument in Lübeck, wenn es um Lohnerhöhungen geht.
Hafenarbeiter: Das wird in Rostock verdient
Aus Rostocker Kreisen verlautet, dass das Gehaltsniveau tatsächlich niedriger ist als in Lübeck. Dabei geht es im Durchschnitt um zehn Prozent weniger Lohn. Das hat auch damit zu tun, dass die Struktur des Hafens dort anders ist. Um die Infrastruktur kümmert sich Rostock Port. Die Gesellschaft gehört zu 74,9 Prozent der Stadt Rostock und zu 25,1 Prozent dem Land Mecklenburg-Vorpommern.
Die Arbeit an den Kaikanten erledigt indes Euroports – ein privates Unternehmen. Die Arbeiter sind in unterschiedlichen Tochter-Gesellschaften angestellt. Jede GmbH ist für eine andere Umschlagsart zuständig – wie Getreide oder Papier. In 2021 gab es Tarifabschlüsse für die Hafenarbeiter bei Euroports. Eine offizielle Auskunft über die Höhe gibt es nicht. Aber dem Vernehmen nach lag die Lohnsteigerung bei drei Prozent.
Quelle: LN/ Josephine von Zastrow
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