Experten sind davon überzeugt: Im Handel mit den drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland liegen große Chancen für die Häfen Lübeck und Hamburg. Mit einem Estnisch-Deutschen Hafenforum sollen die Kontakte jetzt ausgebaut werden. Lübeck wirbt mit seinen Stärken.
Die „Marco Polo“ der Reederei TT-Line verbindet die Häfen von Lübeck und Klaipeda (Litauen).
Die baltischen Staaten und Norddeutschland rücken enger zusammen – auch im Handel über die Ostsee. Die Zahl der Verbindungen zwischen den Häfen Lübeck und Hamburg und dem Baltikum steigt seit Jahren ebenso stetig wie das Volumen der Transporte.
Diese positive Entwicklung soll ausgebaut werden. In der kommenden Woche reist aus diesem Grund eine Delegation aus Hafenwirtschaft, Unternehmen, Verbänden und Politik auf Einladung der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) und des Hafens Hamburg in die estnische Hauptstadt nach Tallinn, wo am Donnerstag das Estnisch-Deutsche Hafenforum stattfindet.
Auch Lübecks Bürgermeister fährt mit nach Tallinn
„In Lübeck haben wir den Vorteil, dass unsere Reedereien alle drei baltischen Staaten ansteuern“, sagt Sebastian Jürgens, der Geschäftsführer der LHG. Mit den Hafentagen wolle man die positive Entwicklung weiter vorantreiben. „Das haben wir im vergangenen Jahr mit der Veranstaltung in Lettland gut hinbekommen, und das wollen wir in Estland nun fortsetzen“, kündigt Jürgens an. „Mit einem Blick auf die nach wie vor hohe Zahl an Straßentransporten nach Zentral- und Westeuropa sehen wir ein deutliches Potenzial für Seeverkehre über Lübeck.“
Mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Hafenwirtschaft, Unternehmen, Verbänden und Politik aus Lübeck und Hamburg reisen nach Tallinn, darunter sind auch Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau und Wirtschaftssenatorin Pia Steinrücke. Auf dem Programm stehen unter anderem Besuche von estnischen Unternehmen und Häfen sowie Gespräche mit Verantwortlichen aus Wirtschaft und Politik.
Von Estland lernen
„Unser Reederkunde Transfennica bedient den Hafen Paldiski dreimal pro Woche. Gemeinsam wollen wir die Linie vor Ort noch besser bekanntmachen“, erklärt LHG-Geschäftsführer Jürgens. Es gebe tatsächlich Spediteure, die die Landroute mit Lastwagen wählen würden, weil sie die Alternativen über die Ostsee gar nicht kennen. Die Verbindung über See und Schiene über den Lübecker Hafen sei die umweltfreundlichste Lösung.
„Außerdem haben wir uns zum Ziel gesetzt, verstärkt auf unsere Möglichkeiten hinzuweisen, Industriegüter umzuschlagen. Auf der anderen Seite können wir von den estnischen Häfen lernen. Sie sind in Sachen Infrastruktur und Digitalisierung hervorragend aufgestellt. Gespannt sind wir, welche Rolle Nachhaltigkeit in deren Strategie spielt“, erklärt Jürgens.
Der Güterverkehr mit den baltischen Staaten habe sich insgesamt äußert positiv entwickelt, erklärt der LHG-Geschäftsführer. Pro Woche gebe es von Lübeck aus zwölf Abfahrten in die drei Länder. Speziell die Verbindung mit Lettland habe sich mit sechs Abfahrten sehr gut entwickelt. Klaipeda in Litauen sei seit einigen Monaten durch die TT-Line dreimal wöchentlich mit Lübeck verbunden. Die Verbindung nach Paldiski in Estland laufe mit drei Abfahrten schon seit vielen Jahren stabil.
Auch der Hamburger Hafen sieht in einer engeren Zusammenarbeit mit Estland, Lettland und Litauen großes Potenzial für eine strategische Partnerschaft. „Die baltischen Staaten sind nicht nur dynamisch wachsende Volkswirtschaften, sondern auch wichtige Drehkreuze für den Warenverkehr zwischen Nordeuropa, Skandinavien und dem eurasischen Raum“, sagt Marina Basso Michael, die Regionaldirektorin Europa von Hafen Hamburg Marketing.
Weitere Kooperationen in Sicht
„Neben dem klassischen Containerumschlag bieten sich Chancen in den Bereichen Projektladung, Automobillogistik sowie dem zunehmenden Umschlag von nachhaltigen Energieträgern. Auch der E-Commerce-Sektor sowie der Austausch im Bereich Digitalisierung und innovative Port-Technologien versprechen interessante Kooperationen“, sagt Marina Basso Michael. Den Containerverkehr mit Estland habe der Hafen Hamburg im Jahr 2024 auf 55.000 Standard-Container (TEU) ausweiten können.
Quelle: LN/Christian Risch