Mega-Schiffe, Mega-Anleger, Mega-Ausbau: Der Skandinavienkai in Travemünde soll massiv umgebaut werden. Lübeck will in das größte Terminal des Hafens 266 Millionen Euro investieren. Das ist der Plan.
Größere Schiffe, größere Anleger, mehr Güter – dieser Dreisatz steckt hinter dem Masterplan Skandinavienkai. Der kostet die gigantische Summe von 266 Millionen Euro. Bis 2030 soll das Geld investiert und der Skandinavienkai ausgebaut werden. Dafür sollen sieben von neun Anlegern umgebaut werden, das Hafengelände soll um 29 Hektar auf insgesamt 111,9 Hektar wachsen. Außerdem bekommt das Terminal einen neuen Güterbahnhof und zwei Parkhäuser – jeweils eines für Autos und eines für Lastwagen. Das geht aus dem Masterplan Skandinavienkai hervor. Die Bürgerschaft hat ihn im Februar beschlossen.
„Das ist ein riesiger Investitionstopf“, sagt Guido Kaschel, Chef der Lübeck Port Authority (LPA). Für den Skandinavienkai sei der Umbau notwendig. „Er ergibt sich aus der Entwicklung der immer größer werdenden Schiffe und aus dem Ausbau der Schiene für den Güterverkehr.“ Im Hafenentwicklungsplan 2030 ist der Ausbau des Skandinavienkais bereits beschrieben. Konkretisiert wird er nun im Masterplan. Jedes Projekt muss die Bürgerschaft extra absegnen – und dafür die Millionen aufbringen. Kaschel gibt zu: „Nun müssen wir uns über das Thema hermachen, wie wir es bezahlen.“
Hafen: Darum ist der Skandinavienkai wichtig
Im Lübecker Hafen ist der Skandinavienkai in Travemünde das größte Terminal. Über die Kaikanten werden 75 Prozent des Gesamtumschlags des Hafens abgewickelt. Das sind in etwa 19 Millionen Tonnen Umschlag pro Jahr. Durch das Südgate des Terminals fahren 1,4 Millionen Lastwagen und Autos pro Jahr.
Das Problem: Es legen immer mehr Mega-Schiffe am Skandinavienkai an. Aktuell haben einige Schiffe noch 220 Meter Länge, 30 Meter Breite und 7,50 Meter Tiefe. Aber die meisten sind bereits größer und haben bis zu 242 Meter Länge, 35,20 Meter Breite und 8,90 Meter Tiefe.
Das sind die neuen Mega-Anleger
Die Folge: Mega-Schiffe brauchen Mega-Anleger. Aktuell gibt es neun Anleger am Skandinavienkai – fast alle sind zu klein. Nur der Anleger 6 funktioniert gut und soll derzeit nicht umgebaut werden. Fast fertig ist der Umbau von Anleger 5. Eingeweiht wird er Ende April oder Anfang Mai.
Der Anleger 4 und 7 sind provisorisch umgebaut – seit 2022. Der Anleger 4 soll dauerhaft umgebaut werden. Anleger 7 kann bleiben wie er ist. Allerdings: Durch den provisorischen Umbau von Anleger 4 und 7, ist der Anleger 3 nicht mehr nutzbar. Dort kann kein Schiff festmachen, weil der Anleger zu kurz ist. Der Vorschlag: Anleger 3 soll größer werden und in Richtung Travemünde wachsen. Die Spundwand könnte um 120 Meter verlängert werden. Das geht nur auf dem Areal des Nachbarn – der Marina Baltica. Dafür müsste Lübeck zunächst Flächen kaufen.
Der Anleger 5a soll ebenfalls umgebaut werden, aber noch ist nicht ganz klar, wie der Umbau aussehen könnte. Der Anleger 6a muss ebenfalls umgebaut werden. Anleger 7a wird aktuell nicht genutzt und kann auch derzeit nicht umgebaut werden. Anleger 8 kann zwar genutzt werden, braucht aber mehr Flächen direkt am Anleger. Dazu müssten alte Gleise abgebaut und die Fläche in 170 Trailerstellplätze verwandelt werden.
Borndiek: Das Terminal mit neue Zufahrten
Denn Mega-Schiffe an Mega-Anlegern bedeuten jede Menge Waren. Die kommen in Trailern und Lastwagen an – und müssen irgendwo geparkt werden. Deshalb muss am Skandinavienkai mehr Fläche entstehen. Geplant ist, den Hafen um die Fläche Borndiek zu vergrößern – um insgesamt 29 Hektar. Der Stadt gehören bereits einige Flächen. Weitere Flächen muss sie kaufen. Entstehen sollen dort beispielsweise Lastwagen-Stellplätze auf einer Fläche von zehn Hektar.
Außerdem soll der Zugang zum Skandinavienkai neu geordnet werden. Die Lastwagen mit Gütern sollen getrennt werden von den Autos mit Passagieren. Aktuell gibt es das Südgate, über das alle Lastwagen und Autos auf die Schiffe fahren. Davor soll nun das neue Roadgate entstehen. An dem Gate werden die Lastwagen neu sortiert – je nachdem, wann sie auf die Fähren fahren. Neu entstehen soll ein Pregate. Es ist als Zugang für die Passagiere gedacht, die mit dem Auto auf die Fähren wollen. Seit 2021 gibt es bereits das Papiergate. Das ist der Zugang zu den neuen XXL-Hallen am Skandinavienkai, in denen der Papierumschlag stattfindet.
Hafengeschäft der Zukunft: vom Schiff auf Schiene
Ausgebaut werden soll der Skandinavienkai auch noch rund um die Schiene. Denn das ist das große Geschäft der Zukunft. Zugleich sollen die Waren getrennt werden. Das heißt im Groben: Es soll einen Bahnhof für Trailer und Container geben und einen Bahnhof für Neuwagen.
Am Skandinavienkai gibt es bereits einen Güterbahnhof. An dem sollen künftig nur Trailer und Container umgeschlagen werden. Da die Schiffe immer größer werden, werden auch die Züge immer länger. Daher sollen die Gleise verlängert werden und mehr Rangiergleise gebaut werden. Aktuell gibt es dort elf Gleise. Hinzukommen sollen drei weitere Gleise.
Hinter dem Güterbahnhof in Richtung Kaikante erstreckt sich der KV-Terminal. Die Abkürzung steht für kombinierter Verkehr. An dem Terminal werden die Trailer vom Schiff auf die Schiene verladen und umgekehrt. Aktuell sind die Gleise 620 Meter lang. Gebraucht werden künftig aber 740 Meter Gleislänge. Die Gleise werden in die Fläche des Skandinavienkais hineingebaut. Dadurch gehen Stellplätze verloren. Ersatz soll auf den neuen Flächen am Borndiek entstehen.
Neuer Bahnhof, neue Parkhäuser
Der Skandinavienkai soll einen zweiten Güterbahnhof erhalten. An dem sollen Neuwagen umgeschlagen werden. Gebaut werden soll der sogenannte Nordbahnhof entlang der B 75. Die Genehmigung dafür gibt es bereits. Geplant sind fünf Gleise mit einer Länge von 720 Metern.
Zwischen dem Bahnhof und dem Anleger 3 soll dann ein Parkhaus für 2000 Autos entstehen. Das Parkhaus ist für Neuwagen gedacht, die per Schiff ankommen. Sie sollen dort gelagert werden. Geplant ist ein Parkhaus, denn darin können mehr Autos auf weniger Fläche untergebracht werden als auf ebener Erde Das Parkhaus soll gleichzeitig als Lärmschutz dienen für das angrenzende Pommernzentrum.
Und: Es ist ein weiteres Parkhaus vorgesehen – nur für Lastwagen. Das soll in der Nähe von Anleger 7a und Anleger 8 entstehen. Denn auf der Fläche gibt es zu wenig Platz, um die Lastwagen zu stellen, wenn die Schiffe entladen werden.
Quelle: LN/Josephine von Zastrow
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