Extra Millionen für den Hafen: Die Kosten für den Ausbau des Skandinavienkais steigen auf fast 74 Millionen Euro – sieben Millionen mehr als geplant. Die Politiker haben das ohne Debatte abgesegnet.
Der Lübecker Hafen braucht extra Geld: Der Ausbau des Skandinavienkais ist ein Mega-Projekt und kostet jetzt insgesamt 73,3 Millionen Euro. Das sind sieben Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Es gibt zwei Gründe für die Mehrkosten: Die Baubranche boomt und die Firmen verlangen mehr Geld. Und: Es gibt immer wieder Änderungen an dem Bauprojekt, denn parallel werden noch eine große Logistik-Halle und eine kleinere Fährhalle errichtet.
Politiker geben Millionen Euro extra – ohne Debatte
„Das Geld haben wir bereits in den Finanzplan der Stadt für 2019, 2020 und 2021 eingestellt“, sagt Guido Kaschel, Chef der städtischen Hafenbehörde, der Lübeck Port Authority (LPA). Damit sind die Millionen für die kommenden Jahre quasi reserviert. Aber: Die Millionen für den Ausbau des Hafens werden allesamt über Kredite finanziert. Und die Politiker haben grundsätzlich ihr Okay dazu gegeben, als sie im November 2018 den Lübecker Haushalt für 2019 abgesegnet haben. Offenbar deshalb hat der Bauausschuss die sieben Millionen Euro Mehrkosten abgesegnet – ohne eine Wortmeldung. Auch der Hauptausschuss hat die extra Millionen durchgewunken.
Größte Hafen-Baustelle seit 15 Jahren
Aktuell läuft der Ausbau des Skandinavienkais in Travemünde. Es ist die größte Hafen-Baustelle seit 15 Jahren. Dadurch wächst der größte Terminal der Hansestadt weiter um 16 Hektar – von derzeit 66,9 Hektar auf 82,9 Hektar. Zudem werden dort zwei große Hallen gebaut und eine kleinere Fährhalle. Start war im Mai 2018. Fertig ist alles am 30. September; zumindest zehn Hektar plus eine 25 000 Quadratmeter große Halle. Ende 2019 werden weitere sechs Hektar Fläche zum Hafengelände – mit einer 15 000 Quadratmeter großen Halle. Anfang 2021 soll alles fertig sein.
Stadt und Land stecken Millionen in den Lübecker Hafen
Die Kosten im Detail: Die Erweiterung kostet jetzt 73,3 Millionen Euro. Davon fließen 46,3 Millionen Euro in den Ausbau der Fläche und das Einrichten von Trailer-Stellplätzen, 27 Millionen Euro in den Bau von zwei Lagerhallen und einer Fährhalle. Von den 73,3 Millionen Euro übernimmt das Land aktuell 28,5 Millionen Euro. Die Stadt zahlt 44,8 Millionen Euro. Sollte das Land sich auch an den Mehrkosten von sieben Millionen Euro beteiligen, verändert sich das noch mal. Dann zahlt das Land 33,5 Millionen Euro – und die Stadt 39,8 Millionen Euro. Aber die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) muss diese Millionen zurückzahlen. Denn sie betreibt den Skandinavienkai.
Der Skandinavienkai als Mega-Baustelle
Der Grund für die Mega-Baustelle am Skandinavienkai: ein schwedisch-finnischer Papierhersteller. Das Ganze funktioniert nach einem Dreisatz: Die Stadt baut den Hafen aus. Auf den neuen Flächen werden zwei riesige Hallen gesetzt – eine wird von der Stadt gebaut, eine von der LHG. Die Stadt verpachtet die Flächen und die Halle an die LHG. Die LHG wiederrum vermietet die Hallen weiter an ihren Großkunden Stora Enso. Der Papierhersteller hat seinen Sitz in Göteborg in Schweden und in Helsinki in Finnland.
Papierhersteller zieht zum Skandinavienkai
Stora Enso kommt einmal pro Woche mit einem Schiff zu Anleger 4. Dann werden die Papierrollen vom Schiff geholt. Im Carport können sie kurz zwischengelagert werden. In der Halle werden sie für länger deponiert: 23 000 Tonnen können dort untergebracht werden. 300 000 Tonnen Ladung Papier pro Jahr bringt Stora Enso. Das Ganze ist Teil eines neuen Logistik-Konzepts: Der Papierhersteller verlegt sein Geschäft vom Nordlandkai an den Skandinavienkai. Das spart Fahrtzeit, denn zum Nordlandkai muss das Schiff die Trave hinauf. Dauer: eine Stunde.
Nordlandkai wird zum Logistik-Zentrum
Gleichzeitig kann die LHG den Nordlandkai anders nutzen. Sie will daraus ein Logistik-Zentrum machen. Dort sollen vor allem Kunden angesiedelt werden, die als Ladung Massen- und Schüttgut mitbringen. Oder auch Stahl sowie frische Waren wie Gemüse. Der Nordlandkai gilt damit als Universalterminal.
Quelle:LN/Josephine von Zastrow