Gute Zahlen im Hafen. Ein Plus verzeichnet die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) für 2021. Damit fällt das Ergebnis besser aus als vor Corona. Aber die Sache hat einen Haken.

 

Es läuft im Hafen – ein bisschen. Die Bilanz 2021 bei der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) fällt besser aus als 2019. Dem Jahr vor der Corona-Pandemie. Es gibt ein Plus im Jahresergebnis. Es gibt ein Plus beim Umschlag. Außerdem hat die LHG ihre Schulden mehr als halbiert innerhalb von zwölf Jahren: von 88,5 Millionen Euro in 2008 auf 32 Millionen Euro in 2020. Allerdings: Die LHG bleibt weiter eine Baustelle. Chef Sebastian Jürgens: „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel.“

Denn die Bilanz 2021 trügt. Aus zwei Gründen. Nummer eins: Zwar wird das Jahresergebnis der LHG wohl ein Plus aufweisen. „Wir werden im operativen Geschäft im positiven Bereich landen“, sagt Jürgens. Aber: Die LHG schafft das nur, weil sie in der Sanierung steckt. Die Stadt verzichtet auf Pacht, die Mitarbeiter verzichten auf Lohn. Der Rettungsschirm beträgt 34 Millionen Euro von Anfang 2018 bis Ende 2022. Das sind im Durchschnitt sieben Millionen Euro im Jahr. Heißt: Von dem positiven Ergebnis müssen sieben Millionen Euro abgezogen werden. Dann wäre die LHG im Minus.

 

„Wir werden besser abschneiden als 2019“, sagt Sebastian Jürgens klar, Chef der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG).

 

 

 

 

 

 

So hat sich der Umschlag im Hafen entwickelt

Nummer zwei: Der Umschlag ist gestiegen. „Wir werden besser abschneiden als 2019“, macht Jürgens klar. Heißt: Die LHG wird 2021 mehr als 22,3 Millionen Tonnen Umschlag verbuchen. So viel hat sie 2019 gehabt. In dem Jahr vor der Corona-Pandemie. Bereits zum Halbjahr 2021 verbuchte die LHG ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Halbjahr 2019.

Der Umschlag ist zwar gestiegen, doch die Art der Waren hat sich geändert. So wird weniger Papier umgeschlagen, was erfahrungsgemäß viel Geld bringt. Dafür werden beispielsweise mehr Autos umgeschlagen, die weniger Geld bringen.

Umschlag: Das sind die Flops

Im Detail: Massiv ist der Rückgang beim Papier-Umschlag. Für 2021 wurden 1,3 Millionen Tonnen Papier umgeschlagen. Noch vor zehn Jahren wurde mehr als doppelt so viel Papier bei der LHG umgeschlagen. So waren es 2012 noch satte drei Millionen Tonnen. Die Ursache: Die Papier-Produktion in Skandinavien bricht ein.

So hat Stora Enso angekündigt, seine Werke Kvarnsveden in Schweden und Veitsiluoto in Finnland zu schließen – und damit seine Papier-Produktion um 25 Prozent zu reduzieren. Mehr als 1000 Mitarbeiter sind betroffen. Gleichzeitig will Stora Enso aber die Kartonproduktion am Standort Skoghall in Schweden ausbauen, eventuell auch in Oulu in Finnland. Das berichtet der Fachverband Papierrecycling. Stora Enso ist ein Großkunde bei der LHG.

Umschlag: Das sind die Tops

Massiv ist der Zuwachs hingegen beim Transport von Schiff auf Schiene. Dem so genannten Intermodal-Verkehren. 2021 wird ein neues Rekordjahr. Bereits Ende November wurden 117 000 Trailer und Container vom Schiff auf die Schiene gebracht. Der Vergleich: 2019 war das letzte Rekordjahr mit 113 000 Trailern und Containern – für das gesamte Jahr. Ebenfalls zugenommen haben die RoRo-Verkehre (roll on-roll off). Das sind Lastwagen und Trailer, die von der Straße aufs Schiff rollen. Zudem hat der vom Umschlag von Neuwagen zugenommen.

Wie geht es weiter im Lübecker Hafen?

Allerdings drängt die Zeit. Die Sanierung der LHG endet 2022. Dann laufen die Verträge aus – über den Pachtverzicht der Stadt und über den Lohnverzicht der Mitarbeiter. Jürgens kündigt an: „Wir müssen weiter restrukturieren.“ Heißt: Die Sanierung der LHG geht weiter. Die Details müssen aber neu verhandelt werden.

So wird es wieder eine Debatte um die Pacht an die Stadt geben. Die Stadt und die LHG haben ein Gutachten in Auftrag gegeben, der die Hafenflächen neu bewerten soll. Jürgens verspricht sich davon, dass der Wert der Flächen niedriger ausfällt. Das hätte auch eine niedrigere Pachtzahlung an die Stadt zur Folge – und würde die Ausgaben der LHG reduzieren. Zudem wird es um die Löhne der Mitarbeiter gehen. Die Tarifgespräche stehen bevor. „Einen vernünftigen Abschluss“ wünscht sich Jürgens. Heißt: Die Löhne sollten nur wenig steigen, so die Hoffnung.

Soll die LHG weiter Flächen vermieten?

Generell wird die LHG ihr Geschäft hauptsächlich am Skandinavienkai konzentrieren und in Schlutup. So gibt es keinen Papierumschlag mehr am Nordlandkai. Von den drei großen Papier-Geschäften sind zwei in die beiden neuen Hallen am Skandinavienkai gezogen, eines wird nun in Schlutup umgeschlagen.

Außerdem will die LHG weiter Flächen vermieten. So hat sie das Hafenhaus gekauft – ihren Hauptsitz am Skandinavienkai. Den Preis verrät Jürgens nicht. Bis vor Kurzem gehörte es einem Bankenkonsortium. Die LHG hatte das Hafenhaus über ein kompliziertes Konstrukt geleast. Nun ist die LHG Eigentümer.

Hafenflächen will die LHG ebenfalls weiter vermieten. Das Geschäftsmodell: Die Waren kommen per Schiff in den Hafen – und auf dem angrenzenden Gelände können Betriebe die Waren verarbeiten. Beispiel Schlutup: Papier landet per Schiff an. Ein Betrieb schneidet es dort zu. Daher lehnt Jürgens den Vorstoß der CDU ab. Die CDU will, dass die LHG keine Flächen mehr vermietet und nur als Hafenbetrieb arbeitet. Jürgens: „Das kommt nicht in Frage.“

 

 

Quelle: LN /Josephine von Zastrow


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