Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) ist wieder zu haben, zumindest teilweise: Investor Rreef steigt aus und will seine Anteile verkaufen. Ab Frühjahr werden sie auf dem Markt angeboten. Es sei denn, die Stadt kauft sie.

Lübecks Hafen wird wieder verkauft –zumindest teilweise. Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) gehört zu 62,5 Prozent der Stadt und zu 37,5 Prozent dem Finanzinvestor Rreef. Doch der verkauft jetzt seine Anteile. Das geht aus einem nicht-öffentlichen Papier der Stadt hervor. Dort heißt es: „Der strategische Partner plant, seine Geschäftsanteile zu veräußern.“ Auf LN-Anfrage möchte sich Rreef zu dem Thema nicht äußern.

Wie viel ist Lübecks Hafen wert?

Für den Hafen gibt es jetzt zwei Möglichkeiten. Nummer eins: Die Stadt kauft die LHG-Anteile zurück. Nummer zwei: Rreef bietet die Hafen-Anteile ab April auf dem Markt an. Das Ganze ist eine Frage des Preises. Der liegt aber noch nicht auf dem Tisch. Klar ist: Für Rreef hat sich der Einstieg in den Hafen nicht gelohnt. Denn die LHG schreibt seit Jahren Verluste, aktuell wird sie saniert. Der Finanzinvestor will möglichst viel Geld zurückhaben. Denn Rreef hat 50 Millionen Euro investiert. Diesen Millionen-Betrag wird die Stadt aber niemals bezahlen. Sie hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie viel die LHG wert ist. Das Ergebnis soll Ende des Jahres vorliegen.

Bürgermeister will ein bisschen mehr Hafen-Anteile

Mehr Hafen und dadurch mehr Einfluss – das kann sich Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) gut vorstellen. „Wenn der Preis stimmt, kann ich mir einen anteiligen Rückkauf vorstellen“, so Lindenau. Wie der Einfluss genau aussieht, ist aber noch unklar. Eine Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen findet Lindenau ebenfalls gut. Dass die Stadt wieder 100 Prozent am Hafen hält, will er vermeiden. „Ein Rückkauf aller Anteile ist nicht sinnvoll“, sagt Lindenau. „Da müssten wir dann eine Grunderwerbssteuer im mittleren einstelligen Millionenbereich zahlen.“

CDU: Die LHG braucht einen neuen Partner

Genauso sieht es die CDU: „Wir sind gegen eine Übernahme der Anteile durch die Stadt“, macht Fraktionschef Oliver Prieur klar. Er will unbedingt einen strategischen Partner mit ins Boot der LHG holen. Kein Wunder, war es doch die CDU, die den Anteilsverkauf 2008 mit ihrer Mehrheit und gegen enormen Widerstand durchgesetzt hat.

Große Koalition: Wird der Hafen-Verkauf zum Problem?

Jetzt könnte die Große Koalition von diesem harten Kampf um den Hafen wieder eingeholt werden – und sie massiv in die Bredouille bringen. 2008 hat die CDU den Hafen-Verkauf durchgeboxt, die SPD hat vehement dagegen gekämpft. Heute ist die SPD noch unentschieden „Wir haben das noch nicht in der Fraktion besprochen“, erklärt Fraktionschef Peter Petereit.

Linke: Keine 50 Millionen Euro für den Hafen

Skeptisch sind Linke und Grüne. „Rreef wird uns einen unrealistischen Preis nennen“, mutmaßt Linken-Fraktionschef Ragnar Lüttke. Er findet einen Rückkauf der Anteile zwar generell gut, für ihn ist dennoch klar: „Wir kaufen den Hafen nicht für 50 Millionen Euro. Das ist ein Betrieb, den wir gerade selbst sanieren.“ 34 Millionen Euro stecken Stadt und Hafenarbeiter in die LHG – von 2018 bis Ende 2022. Und Rreef? Zahlt nichts. „Mit den 50 Millionen Euro kann man lieber Wohnungen kaufen“, meint Lüttke. Und die Grünen? „Die Stadt ist noch immer hoch verschuldet“, so Thorsten Fürter, finanzpolitischer Sprecher. Er ist skeptisch: „Ein Selbstläufer wird das nicht.“

Bürgerschaft muss Ende März über Hafen-Verkauf entscheiden

Der Hauptausschuss soll Ende Januar beschließen, wie der Anteilsverkauf im Detail vonstatten geht. Seine Anteile will Rreef der Stadt für eine bestimmte Summe anbieten. So ist es vertraglich geregelt. Bis Ende März muss die Bürgerschaft dann entscheiden, ob sie die Hafen-Anteile kaufen will. Wenn nicht, hat Rreef sechs Monate Zeit, einen anderen Investor zu finden. Dem muss Rreef die LHG-Anteile für dieselbe Summe anbieten, wie er es der Stadt angeboten zuvor hat. Findet Reef niemanden, geht das Ganze von vorne los – nur mit einem anderen Preis.

Quelle: LN/Josephine von Zastrow