Gerade einmal 14 Kreuzfahrtanläufe verbucht Travemünde in dieser Saison. Allein sieben davon gehen auf das Konto der „MS Nordstjernen“. Bricht das Kreuzfahrer-Geschäft in Lübeck jetzt ganz zusammen?

„Nein“ hatte Prof. Sebastian Jürgens, Chef der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) und Vorsitzender des Fördervereins „Lübeck Cruise“, bereits im Januar gesagt, als nur neun Anläufe gemeldet waren und sich die selbe Frage stellte. „Das sind normale jährliche Schwankungen“. In der Saison 2018 waren noch 22 Anläufe zu verbuchen gewesen.

Ohne die „MS Nordstjernen“, das recht kleine, norwegische ehemalige Postschiff, wären es in der Saison 2019 nur sechs Anläufe gewesen. Die „Nordstjernen“ eröffnete die Saison am 26. April und beendet sie am 20. Oktober. Das letzte größere Kreuzfahrtschiff, die „MS Seabourn Ovation“, hatte am 7. September am Skandinavienkai festgemacht.

Bauarbeiten am Skandinavienkai

Dass in dieser Saison so wenig Kreuzfahrer Travemünde anliefen, führt die LHG auf die umfangreichen Bauaktivitäten am Skandinavienkai zurück. Bis auf die „Seabourn Ovation“ mussten alle am Ostpreußenkai festmachen – und der bietet nur Platz für Schiffe bis zu 200 Metern Länge. Auch in den kommenden zwei Jahren werde das so sein. Jürgens: „Das ist in Abstimmung mit der Lübeck Port Authority so vereinbart worden, um die operativen Prozesse für die Bestandsreeder sowie die umfangreichen Bauarbeiten nicht zu gefährden.“

Boom in Kiel und Rostock

Während das Geschäft mit den Kreuzfahrern in Kiel und Rostock-Warnemünde richtig boomt, ist in Lübeck keine Spur davon zu sehen. Seit Jahren diskutieren Politik, Verwaltung, Touristiker und LHG über einen fehlenden Anleger für größere Kreuzfahrtschiffe. Aktuell sieht es düsterer aus als je zuvor. Kurz vor dem Anlauf der publikumsträchtigen, 294 Meter langen „Queen Elizabeth“ im August 2018, erteilten Politik und Verwaltung „Lübeck Cruise“ eine deutliche Absage. Der Verein hatte, beraten von einem Hamburger Fachunternehmen, die Nordermole als großen Anleger mit Terminal vorgeschlagen.

Klare Absage an Pläne von „Lübeck Cruise“

Die Idee durchkreuze zahlreiche, bereits vorliegende Planungen wie zum Beispiel die Travepromenade und biete kein schlüssiges verkehrliches Anbindungskonzept. Bis auf die BfL hatten alle Fraktionen der Bürgerschaft das Vorhaben ebenfalls abgelehnt. Man sehe keinen Bedarf (SPD-Fraktionschef Peter Petereit), es fehle „ein Konzept für ein ökologisch verträgliches und wirtschaftlich tragfähiges Kreuzfahrtgeschäft in Travemünde (Grünen-Fraktionschefin Michelle Akyurt), man sehe in einem Anleger für große Urlauberpötte „keinen touristischen Mehrwert“ (Linken-Fraktionschef Ragnar Lüttke). Mit einer Entscheidung gegen den neuen Anleger mit Terminal ist für Sebastian Jürgens „das Thema größerer Kreuzfahrtschiffe für Lübeck vom Tisch.“

Lübeck profitiert von Besuchern anderer Kreuzfahrt-Häfen

„Die Kreuzfahrtsaison 2019 ist sehr verhalten verlaufen“, bilanziert auch Christian Martin Lukas, Chef der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM). Was viele nicht wüssten, nennt er einen kleinen Trost: Lübeck sei eines der beliebtesten Ausflugsziele im Rahmen von Kreuzfahrtanläufen in Kiel, Rostock und auch Hamburg. „Hier profitiert unsere Stadt bereits jetzt schon deutlich vom Boom der Kreuzfahrtbranche.“ Zu den Besuchern aus anderen Kreuzfahrt-Destinationen kommen für 2019 immerhin nach LHG-Angaben rund 10 000 Passagiere der in Travemünde anlandenden Schiffe.

„Sea Cloud II“ soll nächstes Jahr kommen

Und noch ein kleiner Trost aus dem Hause LHG: Für 2020 liegen immerhin 17 Anmeldungen für Kreuzfahrtschiffe am Ostpreußenkai vor. Voraussichtlich werde auch der Luxus-Segler „Sea Cloud II“ mit dabei sein.

Quelle:Sabine Risch/LN

Kategorien: Allgemein