LNG als Brückentreibstoff auf dem Weg zur nachhaltigen Schifffahrt: Am Skandinavienkai in Travemünde wurde die neue TT-Line-Fähre „Nils Holgersson“ erstmals mit Flüssiggas betankt.

Sie soll ein Wegweiser für nachhaltige Schifffahrt sein: Die neue TT-Line-Fähre „Nils Holgersson“, die als erstes Fährschiff der südlichen Ostsee mit Flüssigerdgas betrieben wird und schon am Mittwochabend in Travemünde eingelaufen ist, wurde nun erstmalig am Skandinavienkai in Travemünde mit LNG (Liquefied Natural Gas) betankt.

(Medienwirksame Betankung von Land: Normalerweise wird die LNG-Fähre allerdings auf dem Wasser von einem anderen Schiff betankt. Das geht schneller und die Menge an LNG, die in einen Lkw passt, ist viel zu klein. © Quelle: Lutz Roessler)

 

Dazu steht ein Tanklastwagen neben dem monströsen Schiff, von dem das Flüssiggas in die beiden riesigen LNG-Tanks an Bord geleitet wird. Doch dieser Vorgang ist eher zur Veranschaulichung gedacht. Normalerweise wird die LNG-Fähre von einem anderen Schiff betankt – mit Lkw würde es einfach viel zu lange dauern, die beiden LNG-Tanks an Bord, die Platz für rund 1000 Kubikmeter Flüssiggas bieten, zu füllen.

 

(Stolz auf die neue „Nils Holgersson“: Thomas Busch (v.l.), technischer Inspektor, Andreas Schaerli, Projektleiter von TT-Line, Susanne Henckel, Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Bernhard Johannes Termühlen, TT-Line Geschäftsführer und Torben Nikolay, Finanzleiter bei TT-Line bei der ersten Betankung der „Nils Holgersson“, die mit LNG-Flüssiggas betrieben wird. © Quelle: Lutz Roessler)

 

Bundesministerium fördert LNG-Fähre mit 5,9 Millionen Euro

„TT-Line geht mit einem hervorragenden Beispiel voran“, sagt Susanne Henckel, Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, das den Bau der LNG-Fähre mit 5,9 Millionen Euro unterstützt hat. Außerdem lobte Henckel den Mut zur Innovation von TT-Line, aber: „LNG ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, es ist ein Brückentreibstoff. Mittelfristig wird LNG durch erneuerbare Energien ersetzt werden können.“

LNG-Fähre „Nils Holgersson“ ohne dunklen Qualm aus dem Schornstein
TT-Line Geschäftsführer Bernhard Johannes Termühlen sprach von einem „guten Tag“ sowohl für den Fährverkehr als auch für Lübeck und die Anwohner des Hafens. Denn dichter, dunkler, stinkender Qualm kommt nicht mehr aus dem Schornstein der neuen „Nils Holgersson“ – der Verbrennungsvorgang bei LNG-Fähren ist viel sauberer und die Abgase weniger schadstoffreich, was Anwohner in Travemünde gewiss freuen dürfte.

„Wir arbeiten stetig daran, mit möglichst wenig Energieverbrauch die gestiegene Nachfrage nach Transporten auf unseren Linien zu befriedigen, gleichzeitig aber auch unseren Gästen den perfekten Service zu bieten“, sagt Termühlen, während hinter ihm der LNG-Tankvorgang beginnt und es etwas lauter wird. „Unsere Aufgabe sehe ich darin, dies so umweltschonend wie möglich zu gestalten.“

„Mit LNG ist derzeit noch kein Geld zu verdienen, dafür ist es zu teuer“

(TT-Line Geschäftsführer Bernhard Johannes Termühlen. © Quelle: Lutz Roessler)

Aber auch Termühlen sieht LNG nur als einen Schritt in die Richtung des nachhaltigen Schiffsverkehrs – der ohne die Unterstützung des Bundesministeriums nicht möglich gewesen wäre. „Mit LNG ist derzeit noch kein Geld zu verdienen, dafür ist es zu teuer“, sagt Termühlen.

E-Auto-Ladestationen für Passagiere auf neuer „Nils Holgersson“

Auch im Inneren der neuen „Nils Holgersson“ setzt TT-Line auf Nachhaltigkeit. Passagiere der „Nils Holgersson“ können sich neben dem modernen Antrieb auf weitere Neuerungen wie etwa über 30 Elektroauto-Ladestationen freuen, an denen sie ihr E-Auto bequem während der Überfahrt laden können. Außerdem stammen rund 80 Prozent der Baumaterialien auf den Passagier-Decks aus Europa, wie Projektleiter Andreas Schaerli sagt.

„Nils Holgersson“ wird mindestens 40 Jahre im Einsatz sein
Die rund 1000 Kubikmeter Flüssiggas in den beiden Tanks reichen für etwa 12 bis 14 Tage Fahrt auf See. „Das Schiff ist so gebaut, dass es mindestens 40 Jahre im Einsatz sein wird – aber dass es 40 Jahre lang mit LNG fahren wird, das glaube ich nicht“, sagt Andreas Schaerli, der an noch umweltfreundlichere Varianten wie etwa Bio-LNG oder synthetisches LNG aus Windkraft denkt. Das Flüssiggas, mit der die „Nils Holgersson“ momentan noch betankt wird, besteht zu zehn Prozent aus Bio-LNG.

Die neue TT-Line-Fähre hat ihre erste Abfahrt von Travemünde nach Trelleborg bereits absolviert und wird nun in den regulären Fahrdienst des bestehenden TT-Line-Streckennetzes aufgenommen.

Quelle: Hannes Lintschnig/LN


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